Elternklagen gegen Abweisung an Schulen haben wenig Chancen
Das Losverfahren führt zu zahlreichen Absagen — und Protesten.
Norf. Am Ende war es eine Lotterie. Doch auch wenn es am Gymnasium Norf nicht „6 aus 49“, sondern „140 aus 186“ hieß, gab es Gewinner — und Verlierer. Die wehren sich nun. Der „Ziehung“ in der vergangenen Woche, dokumentiert in vielen schriftlichen Absagen, folgten am Wochenanfang tumultartige Szenen vor den Lehrerzimmern dieser und anderer weiterführender Schulen. „Wir legen Widerspruch ein“, sagen unabhängig voneinander Stefan Böttcher und Peter Kern, zwei betroffene Väter. Spätere Klage nicht ausgeschlossen.
Doch die Verwaltung bleibt hart. Im Schulausschuss, wo man heute über Veränderungen des gesteckten Rahmens sprechen könnte, kommt die Situation Schulen nicht zur Sprache. „Wir müssen alle Eltern gleich behandeln“, sagt Ausschussvorsitzende Gisela Hohlmann (SPD).
Nach der Absage, so Böttcher, sei seine Tochter am Boden zerstört gewesen. Sie sei gut in der Schule, die Familie von nur 300 Meter vom Gymnasium entfernt, das auch schon von den älteren Geschwistern besucht worden sei. „Man scheint die einzelnen Schicksale zu übersehen“, sagt er. Auch Peter Kern betont den Aspekt Wohnortnähe und will seinen Sohn nicht zwölf Kilometer durch die halbe Stadt zum „Quirinus“ schicken, dem letzten Gymnasium mit freien Kapazitäten. Dass das Gymnasium Norf auf fünf Klassen gedeckelt werden soll, sieht er auch nicht ein. Er wirft Bürgermeister Reiner Breuer und der Schuldezernentin Christiane Zangs schlicht Planungsmissstand vor.
Letzten Endes entscheide der Schulleiter über die Aufnahme, so Jessica Eisenmann von der Bezirksregierung. Und nicht nur in Neuss setzt die Schulleitung dabei auf das ebenfalls mögliche Losverfahren.
Aus gutem Grund, wie die Schuldezernentin Zangs weiß. Denn seit die Empfehlung der Grundschullehrer zum Besuch der weiterführenden Schule für die Eltern nicht mehr bindend ist sei „das Los das einzig rechtssichere Verfahren.“ Das führt dazu, dass Kinder einen Platz bekommen, nur eine eingeschränkte Gymnasial-Empfehlung haben. Auf diesen Ansturm nur damit zu reagieren, die Zahl der Klassen zu erhöhen, sei keine Lösung. „Es wäre gut“, so ihr Wunsch, „wenn sich die Eltern vorher gut überlegen, wo sie ihr Kind anmelden.“