Politik will mehr Inklusion in Kitas
Der Rat hat dem Bedarfsplan für die Kindertagesbetreuung 2016/17 zugestimmt. Die Stadt steht laut Dezernent gut da.
Neuss. Der Stadtrat hat gestern Abend dem Bedarfsplan für die Kindertagesbetreuung 2016/17 zugestimmt. Tags zuvor hatten Beigeordneter Ralf Hörsken und Jugendamtsleiter Markus Hübner die Zahlen bereits im Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Zu Beginn des neuen Kita-Jahres stehen 1193 U3-Plätze sowie 4668 Ü3-Plätze in 87 Kitas — inklusive des Provisoriums in Allerheiligen, das bei Bedarf genutzt werden kann — zur Verfügung. Hinzu kommen 449 U3-Plätze bei 168 Tagesmüttern und -vätern.
Ralf Hörsken, seit rund zwei Monaten als Leiter des Dezernats Soziales, Jugend und Ordnung im Amt und zuvor leitender Verwaltungsdirektor bei der Stadt Duisburg, sieht die Zahlen auch als Ausdruck dafür, dass die Quirinus-Stadt ausgesprochen kinder- und familienfreundlich ist. „Dadurch, dass ich erst seit Kurzem hier bin, habe ich ja auch noch den Blick von außen“, sagt er. „Neuss steht gerade bei der Kita-Versorgung außerordentlich gut da — ich habe den Eindruck, dass vielen das gar nicht bewusst ist.“ Mit den in der U3-Betreuung geschaffenen Plätzen wird eine Versorgungsquote von fast 50 Prozent erreicht. „Das ist beachtlich“, betont Hörsken. „In anderen Städten wird noch das Ziel verfolgt, 32 Prozent zu erreichen.“
Die gute Neusser Position soll in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Jugendamtsleiter Markus Hübner erklärt, das große Ziel bestehe unter anderem darin, die Stadtbezirke bei der Versorgungsquote anzugleichen. Denn noch ist bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung nicht flächendeckend in allen Stadtteilen möglich.
In Hoisten, Speck, Wehl und Helpenstein zum Beispiel haben sowohl der U3- als auch der Ü3-Bereich eine unterdurchschnittliche Platzzahl. In Norf, Weckhoven sowie im Neusser Norden müsse die Entwicklung mit Sorgfalt beobachtet werden. Extrem wichtig bei der Planung sei die Berücksichtigung der entsprechenden Bedarfe in Neubau- oder Verdichtungsgebieten. Das gelte zum Beispiel in Holzheim mit Blick auf den Blausteinsweg oder im Alexianerviertel. „Mit Baufortschritt und Bezug von Familien mit Kindern sollen dort Kita-Plätze direkt im Wohnumfeld angeboten werden“, betont Hübner.
Bei allen Planungen ist die fristgerechte Fertigstellung von Neubaumaßnahmen von enormer Bedeutung — zum Beispiel die Kita an der Ueckerather Straße in Rosellen zum 1. August 2016 oder die neue Kita Euskirchener Straße in Erfttal zum 1. August 2017. Darüber hinaus müsse die weitere Planung — etwa beim Neubau der Kita Weckhovener Straße — rechtzeitig realisiert werden. „Wir sind da auf einem guten Weg“, stellt Hübner klar.
Ralf Hörsken stellt zudem einen weiteren Punkt heraus, der ihm besonders wichtig ist: Inklusion. Auch aus seiner eigenen Biografie weiß er, welche Bedeutung sie hat. „Ich bin in einer Straße aufgewachsen, in der auch ein Contergan-geschädigtes Kind lebte. Das Mädchen hat immer dazu gehört, der Umgang war für uns ganz normal“, sagt er. „Es war in die Gemeinschaft integriert.“ Davon hätten alle in der Nachbarschaft profitiert.
Die Verwaltung soll, so lautet der Auftrag der Politik, ein Konzept erarbeiten, damit bis 2022 möglichst alle Kitas in Neuss inklusive Plätze anbieten können.