Prüfer sehen keine Probleme auf der Linie 891
Nachdem eine Mutter mit Kind den Bus verlassen musste, wurde er auf die Qualität hin überprüft.
Grevenbroich. Bleibt jetzt doch alles beim Alten auf der „891“? Die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls hoch. Offenbar hat eine Quantitäts- und Qualitätsprüfung der Busverkehr Rheinland (BVR) ergeben, dass die Stadtbuslinie nicht über Gebühr stark frequentiert wird und es somit im Schnitt auch keine schwerwiegenden Kapazitätsengpässe gibt.
Zwei Wochen lang haben sich vom Verkehrsunternehmen eingesetzte Prüfer die Situation in den Fahrzeugen und an den Haltestellen ganz genau angeschaut: Wie viele Menschen fahren wann, wo und wohin mit dem Stadtbus? Gibt es dort ausreichend Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren? Und: Wie sieht es insbesondere zu den Stoßzeiten am Morgen und am Mittag aus?
Bis Ende vergangener Woche wurde gezählt. Mittlerweile sind die Ergebnisse ausgewertet und der Stadt „zur Abstimmung“ übermittelt worden. Die Informationen seien eingegangen und lägen dem zuständigen Dezernenten Claus Ropertz vor, bestätigt Stadtsprecherin Ines Hammelstein. Eine offizielle Stellungnahme zu konkreten Zahlen und möglichen Konsequenzen gibt es bislang nicht.
Mit der Fahrgastzählung hat die BVR auf Forderungen aus der Politik und von Bürgermeister Klaus Krützen reagiert. Krützen hatte die Bahntochter zu einer besseren Serviceleistung aufgefordert. Schließlich zahlt die Stadt für den Nahverkehr — und das mit rund einer Million Euro jährlich auch nicht zu knapp. Trotzdem gab es häufig Beschwerden. Weil die Busse voll waren, durfte eine junge Frau viermal mit ihrem Baby nicht in die Linie 891 einsteigen. Und Anfang April forderte ein Busfahrer eine Mutter auf, mit Kind und Kinderwagen drei Haltestellen vor ihrem Ziel auszusteigen. Der Fall hatte überregional für Schlagzeilen gesorgt.
Uwe Schröder, der beim BVR für den Personenverkehr verantwortlich ist, war danach selbst in Grevenbroich, um sich vor Ort ein Bild zu verschaffen. Seine Erkenntnis, die wohl auch von der aktuellen Untersuchung gestützt wird: Es gibt Kapazitätsprobleme in den Mehrzweckbereichen der „Solo-Busse“, in denen Gepäck, Kinderwagen oder Rollatoren abgestellt werden können. Ob es sinnvoll ist, deshalb in Zukunft zusätzliche oder größere Fahrzeuge auf dieser Linie einzusetzen, steht auf einem anderen Papier.
Für SPD-Fraktionsvize Holger Holzgräber, der nach den „Vorfällen“ in der 891 ebenfalls Kontakt zur Geschäftsführung des BVR aufgenommen hatte, wäre ein solches Ergebnis in jedem Fall ein Anlass zur Diskussion: „Verkehrsunternehmen und Stadt müssen darüber nachdenken, wie sich der demografische Wandel auf die Mobilität auswirkt“, sagt er. „Einerseits werden die Menschen immer älter und bleiben gleichzeitig beweglicher, andererseits locken wir junge Familien nach Grevenbroich. Ausreichend Platz für Kinderwagen und Rollatoren sollte es im ÖPNV also geben — möglicherweise müssen die Fahrzeuge neu konzipiert werden.“