Streit um vermeintlichen Hitlergruß nach Ratssitzung
Dirk Aßmuth greift den SPD-Stadtverordneten Heinrich Thiel an.
Neuss. Der Vorwurf wiegt schwer: Der Stadtverordnete Heinrich Thiel (SPD) soll nach der Ratssitzung am Freitag den Hitlergruß gezeigt, also eine Straftat begangen haben. Das zumindest behauptet Dirk Aßmuth (FDP) auf seiner Facebookseite. Andere Augenzeugen dafür gibt es nicht, und Thiel selbst bestreitet diese Geste entschieden: „Das stimmt einfach nicht.“ Doch Aßmuth hält seine Behauptung aufrecht. Er sehe zwar von einer Anzeige ab, habe aber diese „absolute Grenzüberschreitung“ nicht unerwähnt lassen wollen, wie er betont.
Wer wann welche Grenze überschritten hat, darin scheiden sich die Geister. Denn der kurze Disput zwischen Thiel und Aßmuth, den Hans-Peter Fantini (FDP) als „freundliches Kabbeln“ wertete, ist wohl im Zusammenhang mit dem Rats-Antrag von CDU und Grünen zu sehen, die Verwaltung stärker für Migranten zu öffnen. Aßmuth argumentierte dagegen. Die Art und Weise dabei brachte wiederum Michael Klinkicht (Grüne) derart in Harnisch, dass er sich deutlich im Ton vergriff — und dafür von Bürgermeister Reiner Breuer eine Rüge erhielt. Der Antrag fand aber eine sehr breite Mehrheit. Und Thiel war einer derer, die dafür laut applaudierten.
„Das wird Herrn Aßmuth schon gewurmt haben“, sagt Hakan Temel (SPD). Er stand nach der Sitzung neben Thiel, als sich den beiden Dirk Aßmuth näherte — und Thiel den FDP-Kollegen mit einer Geste wegscheuchen wollte: „Jon fott.“ Thiel vermutet, dass Aßmuth das nun „wissentlich falsch interpretiert“.
Der Student Thiel hofft, dass sich das Thema von selbst erledigt: „Aufregen macht keinen Sinn, das will er doch.“ Gleichwohl wird das Thema ein Nachspiel haben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig will den Ältestenrat in Sachen Diskussionskultur einschalten.
Ein Augenzeuge des angeblichen Hitlergrußes sei auch er nicht gewesen, stellt Bodewig klar, obwohl ihn Aßmuth genauso wie Hans-Peter Fantini und Sven Schümann (CDU) als diejenigen benennt, mit denen er den Ratssaal verlassen habe. Aber auch Schümann ist nichts aufgefallen, was einem Hitlergruß geähnelt haben könnte. Als er mit Aßmuth, Bodewig und Fantini Sekunden danach im Aufzug stand, sei von diesem Vorfall mit keiner Silbe die Rede gewesen, sagte Schümann. -nau