Räuber-Sänger verabschiedet sich
Heute Abend tritt Karl-Heinz Brand zum letzten Mal als Frontmann bei einem Räuberabend auf. Der Musik bleibt er treu.
Herr Brand. Heute Abend steht für Sie der letzte Räuberabend als aktiver Musiker auf dem Programm. Wie geht es Ihnen?
Karl-Heinz Brand: Erst einmal vorneweg: Du kannst mich Kalla nennen. In Köln rufen sie mich Charly. Aber wir sind ja in meiner Heimat, und da war ich schon immer der Kalla. Und wie es mir heute geht? Wie so oft bei solchen Sachen ist ein lachendes Auge mit dabei und ein weinendes.
Also Kalla, was meinst Du damit?
Brand: Mein Leben war und ist die Musik. Da fiel die Entscheidung aufzuhören schon schwer. Aber ich werde nicht jünger, und das ist jetzt der richtige Schritt. Ich will mich der Familie widmen und den Hobbys und Freunden, für die ich sonst nur wenig Zeit hatte. Außerdem will ich nicht einer von den Musikern werden, die noch mit 80 auf die Bühne steigen und von denen die Leute dann sagen: „Oh Mann, warum tut der Alte das uns und sich überhaupt noch an?“
Kann jemand, der sein Leben der Musik verschrieben hat, überhaupt einfach so aufhören?
Brand: Sicher nicht. Aber ich bin ja auch nicht vollkommen weg vom Fenster. Ich bin noch fit, fühle mich gut, und solange ich kann, werde ich der Band auch über 2017 hinaus noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich habe vor, weiterhin Songs zu schreiben und Musik zu machen. Außerdem begleite ich die Jungs auch weiter zu ihren Konzerten. Dann nur eben nicht mehr als aktiver Musiker.
Sondern?
Brand: Als Fan und Freund und noch mehr. Nur weil ich nicht mehr singe, bin ich ja nicht automatisch nicht mehr Teil der Band. Ich werde meinem Sohn unter die Arme greifen, der sich um Management und Marketing der Räuber kümmert.
Aber Dir wird es doch sicher fehlen, auf der Bühne zu stehen?
Brand: Klar. Da wird es jetzt erst einmal ein kleines Loch geben. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich das gemeinsam mit meiner Frau gut auffangen kann. Wir sind keine Menschen, denen schnell langweilig wird. Ich freue mich auf schöne Stunden in meinem Garten, unser Haus in Spanien und Zeit mit meiner Vespa. Was ich aber sicher vermissen werde, sind Konzerte wie das, das heute Abend ansteht.
War der Räuberabend denn immer etwas Besonderes für Dich?
Brand: Auf jeden Fall. Hier ist meine Heimat, sind immer Freunde und Verwandte im Publikum, und in all den Jahren war es immer schön und friedlich. Hier zu spielen war für mich immer besonders emotional. Die Stimmung ist super und die Atmosphäre auf dem Münsterplatz einmalig.
Kommt die Band auch nach Deinem Rücktritt regelmäßig nach Neuss?
Brand: Ja. Das war mir auch ganz wichtig. Wir haben eben erst mit den Veranstaltern die Details für das kommende Jahr beesprochen. Die Räuber kommen wieder. Ich auch, nur nicht mehr auf der Bühne.
Über 20 Jahre Räuber. Gibt es Momente, die Dir in besonders in Erinnerung geblieben sind?
Brand: Als Nobby Campmann 2007 gestorben ist, hatten wir wenige Tage später unser Klassik-Konzert auf Schloss Dyck. Als ich dann auf der Bühne stand, mit Nobbys ganzer Familie im Publikum — das war schon sehr schwer für mich. Da war ich den Tränen nahe. Es gab da auch noch mehr solcher Momente. Zum Beispiel unsere Auftritte im Kinder-Hospiz. Die bleiben einem lange im Kopf.
Dein Nachfolger am Mikrofon ist Torben Klein. Wie macht der sich so?
Brand: Der Jung’ ist super. Der hat sofort verstanden, worauf es ankommt und ist ein wirklich guter Musiker. Um den mache ich mir keine Sorgen. Und „Wenn et Trömmelche jeht“ hat er auch schon drauf, vielleicht sogar besser als ich.
Gutes Stichwort. Hast Du von dem Lied nicht langsam die Nase voll?
Brand: Ach nein. Gerade zu dem Song habe sogar ich ein besonderes Verhältnis. Er erinnert mich an Zuhause. Die Idee zu dem Lied kam mir auf der Kirmes in Holzheim.
Wie das?
Brand: Als ich kurz auf der Toilette war, hat das Tambourkorps gespielt. Den Rhythmus fand ich gut (lacht). Und dann haben wir einfach einen Song daraus gemacht. Dass der dann so durch die Decke gegangen ist, hat uns selbst ein wenig überrascht.