RWE verschiebt tonnenschwere Bänder
Immer wieder müssen die Geräte an einen neuen Platz. Rund 20 Mitarbeiter sind dann als „Verschiebe-Team“ im Einsatz.
Grevenbroich. Sie sehen ein wenig aus wie überlange Einkaufsbänder an der Supermarkt-Kasse — und sie sind die Transportadern im Braunkohletagebau. Rund 100 Kilometer Förderbandanlagen durchziehen den Tagebau Garzweiler und leisten Beachtliches. „Im Jahr werden rund 35 Millionen Tonnen Kohle gefördert sowie 200 Millionen Kubikmeter Abraum transportiert“, erklärt RWE-Sprecher Guido Steffen. Die Bänder bringen die Kohle zum Bunker und zum Übergabebahnhof der RWE-Werksbahn.
Guido Steffen, RWE-Sprecher
So leistungsfähig die bis zu fünf Kilometer langen Bandanlagen auch sind, aus eigener Kraft beweglich sind sie nicht. „Die Braunkohlebagger verfügen über eine ausziehbare Verbindungsbrücke zu den Bändern, doch alle vier bis sechs Wochen müssen die Bandanlagen den Baggern folgen, umgesetzt werden“, erläutert Steffen. Jetzt war es auf der fünften Sohle im Tagebau wieder soweit. Die gesamte Technik zu demontieren und wieder aufbauen, „das würde Wochen dauern“, sagt Steffen.
Doch es geht anders: Die einzelnen Traggerüste sind an ihrem Fuß mit einer Eisenbahnstange verbunden, und die ist über ihre ganze Länge fast so elastisch wie ein Gummiband. Diese Eigenschaft machen sich die Bergleute zunutze, wenn sie die kilometerlangen Förderbandanlagen den Baggern „nachrücken“. Diese Stange packen drei bis vier sogenannte Rück-Raupen mit ihren Kranauslegern, wenn sie hintereinander an den Förderbändern entlang fahren. Dabei heben sie die gesamte Anlage von der Seite an und zerren sie zu sich hin.
Aus der Luft sieht das so aus, als winde sich eine gewaltige Schlange durch die Landschaft. Am Ende ihrer Schicht haben die Raupenfahrer die gesamte Bandanlage um rund 100 Meter versetzt. Die Endposition ist zentimetergenau via GPS festgelegt. Rund 20 Mitarbeiter gehören in zwei Schichten zu einem „Verschiebe“-Team. Kaum jemand kennt sich mit dem Bandumbau besser aus als Steiger Hans-Josef Mertens und Gruppenleiter Reimund Schiffer, die das Rücken sowie den Auf- und Abbau der Anlagen koordinieren und überwachen. Seit 40 Jahren ist Schiffer für RWE im Einsatz. Zu verschieben gibt’s reichlich: „Es vergeht hier in Ausnahmefällen maximal eine Woche, bis wieder ‚gerückt‘ werden muss, und das bei Wind und Wetter“, erklärt Schiffer. Größter Brocken bei den Rückarbeiten jetzt im Tagebau war die 700 Tonnen schwere Übergabestation mit Antriebsaggregaten, dort fallen Kohle oder Abraum von einem Band durch einen Trichter auf das nächste.
Eine flache Lastraupe nahm die schwere Anlage „huckepack“ und schob sie ganz langsam in die neue Position.