„Sahnebällchen“-Erfinderschließt sein Lokal nicht

Laut Gerüchten stand die Schließung von „Markt 27“ bereits fest.

Neuss. Das „Sahnebällchen“ bekommt eine Verlängerung. Bernhard Strenczek, im 35. Jahr Betreiber des Lokals „Markt 27“ in der Innenstadt, hat nämlich seinen zum Jahresende auslaufenden Pachtvertrag vorzeitig bis Ende 2020 verlängert.

Eigentlich, sagt der 65-Jährige, wollte er über einen solchen Schritt erst Mitte des Jahres entscheiden, doch das Brodeln in der Gerüchteküche war zu groß. „Einige meinten, wir hätten schon zu“, sagt Strenczek, der sich dadurch zum Handeln gezwungen sah und nun für klare Verhältnisse gesorgt hat.

Bevor der Wirt nach Neuss kam, hatte er in Wülfrath schon ein Lokal. Von dort brachte er auch sein „Sahnebällchen“ mit, das in der Quirinus-Stadt zum Kultgetränk avanciert ist. „Das läuft ja auch wie ein Sahnebällchen“, sagt Strenczek, der seine Rezeptur aber nicht fälschungssicher machte. Die hochprozentige Mischung aus Kaffeelikör, Irish Cream, Orangenlikör und einer Sahnehaube wird inzwischen in vielen Lokalen angeboten. „Das machen alle nach“, sagt Strenczek, der seine Kreation „sogar schon beim Italiener fand“.

In den 35 Jahren, in denen er sein Gasthaus am Markt betreibt, hat die Immobilie zweimal den Besitzer gewechselt. Der aktuelle Eigentümer hat Ideen entwickelt, um das ganze Quartier zwischen Commerzbank, Hymgasse und Münze, das er sukzessive aufgekauft hat, neu zu entwickeln. In diesem Zusammenhang sollte auch das „Markt 27“ abgerissen werden. Diese Überlegungen blieben von der Öffentlichkeit nicht unbemerkt. Sie waren der Humus, auf dem die Gerüchte über die Schließung des Lokals wucherten. Doch diese Pläne seien zunächst auf Eis gelegt, sagt Strenczek, der deshalb das Angebot zur Verlängerung bekam. Erst einmal für vier Jahre. „So lange passiert da nichts“, sagt er heute zuversichtlich.

Das „Markt 27“, Stammlokal der Karnevalsgesellschaft „Fidelitas“ und Zuglokal von aktuell 16 Schützenzügen, hat zwar weder Kegelbahn noch Schießstand, dafür aber Außengastronomie. „Ohne geht es gar nicht“, sagt Strenczek, der schon Tische und Stühle auf den Markt stellte, als dieser noch nicht autofrei war.