Schützen sind gegen Kirmesplatz-Umzug
Die Grevenbroicher Schützen wollen am alten Standort bleiben. Zudem fordern sie, bei einer Neugestaltung miteinbezogen werden.
Grevenbroich. Nach mehrstündiger, zum Teil emotional geführter Diskussion, gab es ein einstimmiges Votum der Bürgerschützen: Der Vorstand um Peter Cremerius soll alle Möglichkeiten nutzen, um den Kirmesplatz an der Graf-Kessel-Straße zu erhalten. Dafür sprachen sich 212 Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung aus, fünf enthielten sich ihrer Stimme. Und: Über Alternativen soll künftig offen diskutiert werden. Über jegliche Entwicklung muss der Vorstand regelmäßig informieren.
KlausKrützen, Bürgermeister
Der Jahreshauptversammlung lag ein Antrag von Achim Mikulla und elf weiteren Schützen vor. Sie machten deutlich, dass sie „im Herzen der Stadt“ weiterfeiern möchten — „vielleicht auch bei einer Neugestaltung“ des Areals, so Mikulla. Diese könne aber nur „von der ersten Minute an“ gemeinsam mit den BSV-Mitgliedern in Angriff genommen werden. Die Schützen forderten, aktiv eingebunden zu werden — „sonst stehen wir nachher vor einem Scherbenhaufen“.
Bürgermeister Klaus Krützen, der Gast der Versammlung war, sagte eine „höchstmögliche Bürgerbeteiligung“ zu, es werde „keine Nacht- und Nebelaktion“ geben. Was die Neugestaltung des Geländes nach dem Abriss von Grundschule und Tagesstätte betreffe, seien noch keine Pflöcke eingeschlagen worden. „Nichts ist entschieden, es gibt keine zeitliche Planung, keinen Handlungsdruck“, sagte Krützen. Es müsse aber in den nächsten zwei oder drei Jahren darüber nachgedacht werden, wie die innerstädtische Brache ganzjährig genutzt werden kann — und nicht nur an vier Schützenfesttagen. „Nehmt die Chance wahr und gestaltet diesen Prozess mit“, appellierte der Bürgermeister an die Versammlung.
Schon 2006 hatten sich die Schützen für einen Erhalt des Kirmesplatzes am alten Standort ausgesprochen. „An dieser Sachlage hat sich nichts verändert“, sagte Peter Cremerius. Als Präsident müsse er aber die Zukunft des BSV im Blick behalten. Gerade durch die feuerpolizeiliche Gesetzeslage habe die Atmosphäre der Kirmes in den vergangenen Jahren gelitten. Das von Achim Mikulla genannte „Herz“ sei stark infarktgefährdet, sagte Cremerius. Bleibe die Kirmes vor Ort und das Grundschulgelände würde mit Häusern bebaut, habe der Verein ein Problem: „Dann ist jeden Abend um 22 Uhr Veranstaltungsschluss“, prophezeite er.
Das Gelände am Hagelkreuz — das größtenteils nicht im Besitz der Stadt ist — sei eine Alternative, sagte Peter Cremerius: Es sei vier Mal so groß wie der Schützen- und Kirmesplatz und biete hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. Wie Cremerius wies auch Bürgermeister Krützen angesichts der Menschenmassen, die sich vor allem Samstagsabends durch die Budengasse an der Graf-Kessel-Straße zwängen, auf den Sicherheitsaspekt hin: „Ist das alles noch verantwortbar, ist der Standort auf Dauer noch durchführbar“, fragte er. BSV-Geschäftsführer Mario Straube geht davon aus, dass sich die Auflagen nach dem Lkw-Anschlag in Berlin weiter verschärfen werden. Er sei gegen eine Verlegung des Kirmesplatzes — aber: „Der Vorstand steht in der Pflicht, sich mit der Zukunft des Vereins zu beschäftigen.“
In einer lebhaften Diskussion äußerten sich viele Gegner, aber auch einige Befürworter einer Schützenplatz-Verlegung zum Hagelkreuz. Ein eingangs von Achim Mikulla vorgestellter Antrag, nach dem der Vorstand sowie ein Arbeitskreis alles daran setzen sollen, den Kirmesplatz mittel- und langfristig am Standort zu erhalten, ging Peter Cremerius, der sich im letzten Amtsjahr befindet, offenbar zu weit. „Ich habe eine Position, das wäre gegen meine Überzeugung“, sagte er. Sollte die Versammlung an dem Antrag festhalten, müsse die Vertrauensfrage gestellt werden.
Soweit kam es dann am Ende aber doch nicht. Nach einer Sitzungsunterbrechung wurde ein leicht modifizierter Beschlussentwurf verabschiedet, mit dem Vorstand und Mitglieder leben konnten.