So feiern die Neusser in diesem Jahr den Karneval

Rathaussturm und Kappessonntagszug sind wieder die Eckpfeiler des närrischen Treibens.

Neuss. Bürgermeister Herbert Napp reicht es offensichtlich, dass er im September nach der Kommunalwahl sein Büro im Rathaus räumen muss. Er flieht deshalb an den Karnevalstagen, um einer „Amtsenthebung“ durch die Neusser Tollitäten zu entgehen und schickt seinen Stellvertreter Thomas Nickel vor, an Weiberfastnacht das Rathaus zu verteidigen. Vermutlich erfolglos. Denn mit dem Rathaussturm um 11 Uhr beginnt in Neuss der Straßenkarneval, über dem bei aller Ausgelassenheit steht: Sicherheit zuerst.

Die Eckpunkte der tollen Tage stehen mit dem Rathaussturm und dem anschließenden „Möhnen-swing“ im Zeughaus am Donnerstag sowie dem Kappessonntagszug mit anschließender „Kappesfete“ fest. Dazwischen setzte der Karnevalsausschuss als Dachverband der meisten Karnevalsgesellschaften in Neuss immer neue Impulse.

In diesem Jahr will KA-Vizepräsident Reiner Franzen den Versuch starten, am Samstag (14.) einen Kinderumzug zu organisieren. Kerntruppe sind die Kindergarden der Gesellschaften, die sich um 12.11 Uhr von der Niederstraße aus Richtung Rathaus mit musikalischer Begleitung auf den Weg machen. 150 Anmeldungen liegen Franzen vor, der diesen Umzug eigentlich für alle Kinder öffnen will. Aber die Rückmeldung aus Kindergärten und Schulen war noch verhalten.

Eine starke Seite des Karnevals ist für Paul Neuhäuser, Vorstandssprecher der St.-Augustinus-Kliniken, die gelebte Inklusion im Brauchtum. Sein Unternehmen als Träger diverser Behinderteneinrichtungen ist deshalb mit 60 Mann in einer Fußgruppe und auf einem Wagen dabei, wenn sich der Kappessonntagszug mit über 3000 Aktiven auf den Zugweg macht. Die Lebenshilfe Neuss ist aus dem gleichen Grund in diesem Jahr Kooperationspartner des KA, und auch die Gemeinnützigen Werkstätten (GWN) schließen sich erstmals mit 20 Mann dem Umzug an. KA-Präsident Jakob Beyen haben die GWN wissen lassen, dass schon an einem Wagen für 2016 gebaut wird. Für Beyen eine gute Nachricht, denn an Wagenbauplätzen herrscht großer Mangel. Fünf Anfragen aus Gesellschaften gingen bei Beyen ein, eine konnte er befriedigen. „Gewinner“ ist die Internationale Schule, der zweite Debütant im Umzug 2015.

Insgesamt sind für den Kappessonntagszug zehn Kapellen, zwölf Tanzgarden, 32 Fußgruppen, 28 Bagage- und 29 Motto-Wagen gemeldet, die fast 100 Tonnen Kamelle unter das Volk bringen werden. Damit sie alle sicher durch die Innenstadt kommen, bieten die Gesellschaften und der KA alleine 800 Wagenengel und weiteres Sicherheitspersonal auf. Ein Kreis um Zugleiter Ralf Dienel hat zudem eine Checkliste ausgearbeitet, die für jeden Wagen ausgefüllt werden muss. Mit der Polizei wurde besprochen, dass die Engpässe des Vorjahres an der Breite Straße, wo Feiernde den Zugweg vor dem Amtsgericht blockierten, sowie an der Krefelder Straße stärker in den Blick genommen werden. Zentral für die Sicherheit ist für Beyen aber, dass sich die Besucher im Straßenkarneval an das Glasverbot halten. Trinkgläser gebe es kaum noch, aber die kleinen Schnapsfläschchen seien auf dem Vormarsch, sagt Beyen.