Podiumsdiskussion im Neusser Alpenpark Die Chancen des Tourismus im Rhein-Kreis
Neuss · Zur ersten Tourismuskonferenz hatte die SPD im Rhein-Kreis in den Neusser Alpenpark eingeladen. Forderungen nach mehr Standortmarketing und die Konkurrenz zwischen Industrie und Tourismus in der Region waren einige der Themen.
Bezeichnender hätte die SPD des Rhein-Kreises Neuss für ihre erste Tourismuskonferenz nicht einladen können: Der Tagungsraum „Salzburg“ des Hotels „Fire & Ice“ im Alpenpark Neuss, seit dem Jahr 2000 ein attraktives Naherholungszentrum, war gut besetzt. Die Initiative hatte der Kreisvorsitzende der SPD, Daniel Rinkert (MdB), ergriffen, der auch die Teilnehmer begrüßte: „Als Mitglied im Bundestagsausschuss für Tourismus erfahre ich, welche positiven Auswirkungen der Tourismus auf Arbeitsplätze, für die Wertschöpfung und Naherholungsangebote für die Menschen haben kann.“ Der Rhein-Kreis Neuss sei durch den Strukturwandel besonders betroffen; und immerhin würden 6,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts von vier Millionen Arbeitnehmern im Tourismus heute erwirtschaftet. Sascha Kabowiak, der Vorsitzende der SPD im Stadtverband Neuss, sang in einem kurzen Grußwort ein Loblied auf seine Heimatstadt: „Neuss hat als eine der ältesten Städte Deutschlands viel zu bieten. Die Landesgartenschau 2026 wird das Angebot mit vielen städtebaulichen Entwicklungen verstärken.“
Das Podium war auf Einladung von Daniel Rinkert hochkarätig besetzt: Jürgen Steinmetz, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, Patryk Lamich, Mitglied der Geschäftsleitung des Alpenparks, sowie Franziska Velder, Wirtschaftsförderin der Gemeinde Rommerskirchen, nahmen auf dem Podium Platz.
Steinmetz (IHK): „Rhein-Kreis ist attraktiver Tourismusstandort“
Patryk Lamich stellte zunächst sein Haus vor: „Seit zehn Jahren arbeiten im Alpenpark Nachhaltigkeitsteams. Mit der Anlage des Solarparks, auf 30 000 Quadratmetern wurden Photovoltaikmodule installiert, sind Skihalle und Hotel autark.“ Bisher hat der Alpenpark 7,5 Millionen Euro in den Klimaschutz investiert. Gleichwohl kündigte Patryk Lamich die Erneuerung des seit 2009 existierenden Kletterparks an.
Jürgen Steinmetz hält den Rhein-Kreis mit der Zollfeste Zons, dem Kloster Knechtsteden, der Museumsinsel Hombroich, dem Feldbahnmuseum und dem Radwegenetz, „um nur einige zu nennen“, für einen „attraktiven Tourismusstandort“, betont aber: „Ich würde nie den starken Industriestandort Rhein-Kreis Neuss zugunsten des Tourismus aufgeben.“ Franziska Velder sieht Rommerskirchen „mittendrin im Strukturwandel“, dennoch bringe der Wandel Vorteile im nationalen Wettbewerb. „Daran will der schönste Ort im Rhein-Kreis teilhaben.“
Aus dem Forum kamen wenig Fragen an die Podiumsteilnehmer, sondern vermehrt Anregungen. Udo Fischer, der Vorsitzende des DGB-Verbandes im Rhein-Kreis, bemängelte die fehlende Infrastruktur: „Nur eine vorhandene touristische Infrastruktur bringt auch Potenzial.“ Marion Tiefenbacher-Kalus, Vorsitzende des Verkehrsvereins Neuss, stimmte dem zu: „Standortmarketing fehlt vollkommen und die Vernetzung aller Beteiligten ist angebracht.“ Schlecht wurde die Stadt Grevenbroich beurteilt. Ein Teilnehmer bemängelte: „In Grevenbroich gibt es keinen Tourismus – trotz Hape Kerkeling und seinem Redakteur Schlämmer.“ Dazu schlug Stefanie Bössem von der Wirtschaftsförderung Korschenbroich vor, Themenpakete zu entwickeln und zu bewerben. Konkret angesprochen sagte Alexander Bliersbach von dem Neusser Traditionsrestaurant Drusushof: „Nachhaltigkeit findet nur da statt, wo auf Zukunft gesetzt wird.“ Dem widersprach Jürgen Steinmetz: „Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben bei allen unseren Firmen einen hohen Stellenwert, auch in der Gastronomie und bei den Hotels. Das ergeben regelmäßige Umfragen zuverlässig.“ Speziell für Gastronomie und Hoteliers „in diesen Zeiten der enormen Herausforderung“ forderte der IHK-Hauptgeschäftsführer mehr Verständnis seitens der Politik und plädierte für die Beibehaltung der ermäßigten Umsatzsteuer.
Daniel Rinkert sagte am Ende zu, dass das Thema „Tourismus im Rhein-Kreis Neuss“ weiterentwickelt wird: „Das wird ein zentrales Thema.“ Erste Ziele sind dabei die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit und die Entwicklung einer regionalen Strategie.