Vergünstigungen in vielen Einrichtungen der Stadt Neuss-Pass macht Spaß bezahlbar

Neuss. · Auszubildende, Schüler und Studenten, aber auch Asylbewerber und Arbeitslose können mit dem Neuss-Pass die Angebote vieler städtischer Einrichtungen für weniger Geld genießen. Den Pass bekommt man nicht automatisch.

Wasserspaß wird für Inhaber des Neuss-Pass deutlich günstiger. Allerdings erst ab dem 1. September.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Der Neuss-Pass ist da. Ab sofort eröffnet er vielen Menschen, die auf Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen sind, die Chance, Leistungen der Stadt oder ihrer Töchter zu günstigeren Tarifen genießen zu können. Vergünstigungen habe es auch bisher schon gegeben, stellt Sozialdezernent Ralf Hörsken klar. Aber der Neuss-Pass bündelt diese und, was für Hörsken genauso wichtig ist, macht aus Pass-Inhabern Berechtigte – und keine Bittsteller mehr.

In den Besitz des Neuss-Pass kommt man aber nicht automatisch, er muss beantragt werden. Das allerdings soll ohne gesonderte Einkommens- oder Bedürftigkeitsprüfung erfolgen. Wer einen Bescheid einer anderen Behörde vorlegen kann, der noch mindestens zwei Monate gültig ist, hat seiner Mitwirkungspflicht schon Genüge getan.

Über ein Jahr lang wurde um den Neuss-Pass politisch gerungen, der bis zuletzt auf der Kippe stand. Denn ein Haushaltsdefizit in Millionenhöhe sowie Steuerausfälle und Mehrausgaben durch die Corona-Pandemie trieben die Stadt in die Etatbewirtschaftung durch Haushaltsverfügung. Das heißt: Bevor Kämmerer Frank Gensler Geld frei gibt, muss er überzeugt werden, dass die Ausgabe notwendig und im Sinne der Corona-Krisenbewältigung nützlich ist. Beim Neuss-Pass, einer in jeder Hinsicht freiwilligen und zusätzlichen Leistung der Stadt, liegt dieser Effekt nicht gerade auf der Hand. Trotzdem machte Gensler sein Schatzkästchen auf.

Leistungsberechtigt ist, wer Grundsicherung für Arbeitssuchende (Hartz IV) oder im Alter bezieht, wer Asylbewerber ist, aber auch wer als Schüler oder Student Bafög bekommt. Hinzu kommen Wohngeldempfänger, Familien, denen ein Kinderzuschlag gezahlt wird, Heimbewohner sowie Auszubildende, denen eine Berufsausbildungsbeihilfe gewährt wurde. Kleinste Gruppe – aber auch an sie wurde gedacht – sind nicht zuletzt Kriegsopfer und Hinterbliebene.

Ihnen allen hätte die Stadt am liebsten mit dem nächsten Bescheid den immer für ein Jahr gültigen Neuss-Pass automatisch zukommen lassen, doch da stellte sich das Jobcenter quer. Deswegen musste das Antragsverfahren installiert werden. Das aber erfasst nicht jeden, sondern setzt Initiative der Betroffenen voraus. Eine Warteliste liegt im Rathaus nicht vor, auch wurden noch keine Nachfragen, ab wann der Neuss-Pass erhältlich ist, registriert oder aktiv Werbung für diese Vergünstigung gemacht. Sozialamtsleiter Michael Thelen geht trotzdem von einer Nutzerquote von 75 Prozent aus. Das wären 16 000 Personen oder Haushalte – also mehr als jeder zehnte Neusser. Weil erst Mitte Juni in der Ratssitzung das „Go“ für den Neuss-Pass gegeben wurde, sind noch nicht alle technischen Schwierigkeiten zum Start ausgeräumt. Hörsken und Thelen aber war es wichtig, dass der Termin 1. Juli gehalten wird.

Mit dem Pass öffnet sich die Tür
zu vielen Veranstaltungen

„Die Menschen brauchen das jetzt, denn jetzt sind Ferien“, sagt Hörsken. Deshalb gibt es auf Antrag über die Internetseite der Stadt (man kann sich auch persönlich an das Rathaus wenden und den Bescheid im besten Fall gleich mitnehmen) vorerst nur eine vorläufige Bestätigung – grau und unscheinbar. Bis der Neuss-Pass im Scheckkarten-Format vorliegt, werden noch Wochen vergehen.

Mit diesem Pass tut sich die Tür zu vielen Veranstaltungen auf, die über das Kulturamt angeboten werden: Shakespeare-Festival, Internationale Tanzwochen, Zeughauskonzerte, Veranstaltungen der Kammerakademie Neuss am Rhein, Acoustic Concerts aber auch Angebote der Projekte „Kultur für Kinder“ und „Wundertüte“ können mit 30 Prozent Ermäßigung besucht werden. Den gleichen „Rabatt“ gewähren das Kulturforum Alte Post auf Kursgebühren der Schule für Kunst und Theater sowie die Volkshochschule auf alle ­Teilnehmerentgelte.

Mit Neuss-Pass sind in der Musikschule nur 50 Prozent der Teilnahme- und Instrumentengebühr zu entrichten. Die Stadtbibliothek erhebt bei Lesern unter 21 Jahren schon seit dem Vorjahr überhaupt keine Jahresgebühr mehr, erwachsenen Pass-Inhabern verlangt sie statt 23 nur 16 Euro ab. Last but not least gewährt die Stadtwerke-Tochter „Neusser Eissporthallen und Bäder“ 30 Prozent Rabatt auf den Eintrittspreis. Das aber – Achtung – erst ab dem 1. September. Hörsken hofft, dass sich weitere Veranstalter anschließen und Pass-Inhabern finanziell entgegenkommen. „Soziales Engagement kann sich auch so ausdrücken“, sagt er. Sein Traum wäre es, wenn etwa große Sportvereine wie die Bundesligisten in den Nachbarstädten den Neuss-Pass ihrer Fans in der Quirinusstadt durch Preissenkung anerkennen würden. So wie das der 1. FC Köln mit Köln-Pass-Besitzern schon macht. „Das Angebot wird wachsen“, sagt er.

Für Fragen hat die Stadt eine Hotline unter 02131/905006 eingerichtet. E-Mail: