Stadtwerke-Thema „nicht an erster Stelle“
WZ-Interview: Der neue CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz Sahnen zu unruhigen Zeiten.
Neuss. WZ: Herr Sahnen, ist der Fraktionsvorsitz im Stadtrat Ihr Traumjob?Sahnen: Ich muss wirklich sagen: Vor einer Woche habe ich gar nicht daran gedacht. Als dann mein Name fiel, habe ich erstmal abgelehnt - wegen der zeitlichen Belastung. Nein, mein Traumjob ist das nicht. Aber es war nötig, dass an dieser Stelle eine unbeschädigte Person einsprang. WZ:. Mussten Sie denn überredet werden? Sahnen: Nein. Es gab sehr vertrauensvolle Gespräche. Und am Donnerstag hat Jörg Geerlings (CDU-Parteivorsitzender) so eine Art Konklave mit diversen Beteiligten einberufen. Wir haben ganz offen gesprochen. Und das Ergebnis war: Mach Du es. WZ: Wie sehen Sie die CDU-Fraktion derzeit: uneinig, zerrissen, in der Krise? Sahnen: Wenn in einer wichtigen Abstimmung sieben Stimmen abhanden kommen, ist das ein Hinweis, dass etwas getan werden muss. Von Zerrissenheit möchte ich nicht reden. Ich bin aber überzeugt, dass wir die Handlungsfähigkeit stabilisiert bekommen. WZ: Müssen auch Sie jetzt Abstimmungsniederlagen im Rat befürchten? Sahnen: Auch bei umstrittenen Themen müssen wir konsensfähig sein. Es darf nicht nach dem Motto "Friss oder stirb" gehen. Wir brauchen den Konsens, ich bin da optimistisch. WZ: Was sehen Sie als Ihre vordringlichste Aufgabe? Sahnen: Die besteht in der Tat darin, das Vertrauen in der Fraktion zu stabilisieren. Es muss auch in die Öffentlichkeit getragen werden: Die CDU-Fraktion bleibt eine verlässliche gestalterische Kraft. WZ: Der Rücktritt Ihres Vorgängers Bernd Koenemann wurde durch den Streit um die Stadtwerke-Fusion ausgelöst. Wie werden Sie das Thema behandeln? Sahnen: Nicht an erster Stelle und nicht mehr in diesem Jahr. Aber es ist natürlich notwendig, sich in aller Ruhe Gedanken über künftige Energieversorgung zu machen. Alles andere wäre fahrlässig. WZ: Das Verhältnis von Teilen der Fraktion zum Bürgermeister war in letzter Zeit zunehmend gestört. Wie ist denn Ihr Verhältnis zu Herbert Napp? Sahnen: Wir sind 1975 gemeinsam in den Rat gewählt worden und haben schon vorher in der Jungen Union zusammengearbeitet. Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen. Neuss ist eine erfolgreiche Kommune, die Basis hierfür ist die gute Zusammenarbeit von Bürgermeister und Fraktion. Wir sind uns im Kern einig, und dies ist der Schlüssel für den Erfolg.