Thywissen erhält Gedenkstele

Eine Porträtbüste soll an Ehrenbürger Hermann Wilhelm Thywissen erinnern. Bürgergesellschaft und Schützen ergreifen Initiative. Der mögliche Standort ist die Grünanlage unterhalb des Zeughauses.

Foto: Woi

Neuss. Sein Name steht für bürgerschaftliches Engagement. Hermann Wilhelm Thywissen war Oberbürgermeister, Präsident der „Bürger“ und der Schützen, er war Firmenchef und Arbeitgeber, er war Familienoberhaupt und Mäzen. Für seine Verdienste um die Stadt wählte ihn der Rat 1995 einstimmig zum Ehrenbürger. Am 10. April 2017 wäre er 100 Jahre alt geworden.

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Zum Geburtstag bereiten die Bürgergesellschaft und Bürger-Schützen-Verein ein Geschenk vor: Eine vom Künstler Thomas Duttenhoefer (66) aus Darmstadt geschaffene Porträtbüste soll an Hermann Thywissen erinnern. Die Basaltstele könnte in der Grünfläche unterhalb des Zeughauses am Markt, Ecke Batteriestraße, aufgestellt werden. Der Kulturausschuss entscheidet am 22. November, ob die Stadt das etwa 50 000 Euro teure Geschenk annimmt.

Thomas Nickel, Schützenpräsident

Die Idee zur öffentlichen Erinnerung und Ehrung stammt von Heinz Günther Hüsch (87), der ein langjähriger Weggefährte Thywissens in Politik und Gesellschaft war. Johann-Andreas Werhahn hat sie mit Überzeugung aufgenommen, denn er schätze das Lebenswerk Thywissens sehr.

Der Grad dessen bürgerschaftlichen Engagements, so der amtierende Präsident der Bürgergesellschaft, sei vielen noch heute das erstrebenswerte Ziel ihres Tuns: „Thywissen gab eine überzeugende Antwort auf die Verweigerung, der Gesellschaft zu dienen, eine Antwort auf den egoistischen Rückzug ins Private. Erst Teilgabe ermöglicht Teilhabe.“ Das Eintreten für die Schwachen in der Gesellschaft sei beispielhaft für alle Generationen, die heute in der Stadt Neuss leben. Dem widerspricht auch Hartmut Rohmer nicht. Der Ratsherr und Vorsitzende des Kulturausschusses befürwortet die Annahme der Schenkung, die von einem „illustren Kreis Neusser Bürger“ initiiert wurde. Er gehe davon aus, so Rohmer, dass auch die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum dem Standort zustimmen werde. Den lobt auch Thomas Nickel: „Da gehen alle Schützen vorbei, wenn sie zur Parade aufziehen.“

Für den Schützenpräsidenten ist es ein persönliches Anliegen („Thywissen hat mir Schützenwesen beigebracht“), dass „unserem Ehrenpräsident gedankt und an ihn erinnert wird“. Die Familie Thywissen habe dem Projekt ausdrücklich zugestimmt. Übergabe soll am 8. April sein.

Hermann Wilhelm Thywissen wurde am 10. April 1917 — zu seinem Leidwesen in Düsseldorf — in eine alteingesessene Neusser Unternehmerfamilie hineingeboren. Von 1953 bis 1996 trug der Jurist als Geschäftsführer der Firmengruppe C. Thywissen, einem Familienunternehmen mit Sitz an der Industriestraße im Neusser Hafen, Verantwortung. Die breite Neusser Öffentlichkeit kannte ihn aber vor allem als Oberbürgermeister und Ratsherrn, als Präsident des Schützenvereins und der Bürgergesellschaft.

Die Stadt Neuss ging mit der Ehrenbürger-Würde nach dem Weltkrieg sparsam um. Nur zwei Persönlichkeiten wurde diese Ehre zuteil: Neben Thywissen noch Josef Kardinal Frings. Der Kölner Erzbischof wurde 1967 Ehrenbürger seiner Heimatstadt Neuss. Die erinnert an Frings mit einem großen Denkmal am Quirinusmünster; der angedachte Standort für die Thywissen-Büste läge keine 500 Meter entfernt.