Tour der France: Breuer sieht Ambitionen anderer gelassen
Auch die Nachbarstädte wollen das Großereignis zu sich holen.
Neuss. Beim Wetteifer darum, im kommenden Jahr Etappenstadt der Tour de France zu werden, endet die gute Nachbarschaft. Viele Nachbarstädte von Neuss verhandeln hinter den Kulissen mit Sponsoren und Tour-Veranstaltern, seit Düsseldorf als Startort für die „große Schleife“ feststeht. Doch Reiner Breuer sieht diesen von medialem Feuerwerk begleiteten Ambitionen gelassen zu. „Es geht am Ende nicht darum, wer am lautesten schreit oder mit viel Geld wedelt“, sagt Breuer, sondern „wer den Tourgedanken lebt.“ Und da, bitte schön, führt an Neuss doch wohl kein Weg vorbei, oder?
Breuer äußert sich aus gegebenem Anlass. Denn vorige Woche hatte seine Meerbuscher Kollegin Angelika Mielke-Westerlage verbreiten lassen, dass sie die Tour nach Meerbusch holen will und die dazu erforderlichen 50 000 Euro schon so gut wie beisammen hat. Danach ließ sich auch der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners mit einem „aktuell guten Gefühl“ zitieren. In der Nachbarschaft will man 100 000 Euro einwerben, damit in Gladbach eine Sprintwertung vorgenommen wird — und nennt diesen Betrag gut investiert. Aber Reiners bremst allzu große Euphorie und bleibt ganz im Bild, wenn er warnt: Man müsse immer damit rechnen, dass noch jemand aus dem Windschatten kommt und sich an die Spitze setzt.
Ob er Neuss meint? Im Rathaus laufen auch Vorbereitungen, aber ohne jede Verbissenheit. „Neuss on tour“ heißt ein Arbeitskreis, an dessen Spitze der Bürgermeister den Sportdezernenten Matthias Welpmann gesetzt hat. Er soll das Thema Nahmobilität, das Breuer zu einem Schwerpunktthema in 2017 machen will, so aufbereiten, dass in ein solches Paket eine Durchfahrt der „Tour de France“ hineinpassen würde.
Eine Idee wäre, so Breuer, dass an dem Tag — es wäre der 2. Juli 2017 — die ganze Innenstadt autofrei bleibt. Aber auch das wäre dann eben nicht nur ein Tour-Event, sondern ein Signal für den Radverkehr. Ob Neuss für den Fall einer Tour-Durchfahrt Geld ausgeben wird oder soll, ist da ganz nachrangig. Man habe zwar mit möglichen Geldgebern gesprochen, aber es sei noch nichts spruchreif.
Vorrangig soll „Neuss on tour“ Ergebnisse produzieren, die auch ohne Tour funktionieren. Und wenn die nicht kommt, ergibt sich vielleicht eine neue Chance, wenn — wie der Bund Deutscher Radfahrer plant — die Deutschlandtour wieder aufgelegt wird. „Große Sportevents sind hilfreich, weil sie öffentlichkeitswirksam sind“, sagt Jürgen Sturm von Neuss-Marketing. Neuss sei eine radsportbegeisterte Stadt. -nau/jasi/jüma