Unfall: Frau stürzt mit Auto ins Hafenbecken
Eine halbe Stunde unter Wasser im Auto: 56-Jährige schwebt in Lebensgefahr.
Neuss. Es ist 8.10 Uhr, als der Notruf bei der Polizei eingeht. Zeugen haben beobachtet, wie ein Kleinwagen hinter dem Mensagebäude des Marienberg-Forums einen Bauzaun zum Hafenbecken 1 durchbrochen hat, die Kaimauer hinabstürzt, über die Laderaumabdeckung eines Frachtschiffs rutscht und im Hafenbecken versinkt.
Wenige Minuten später erreichen die Einsatzkräfte den Unglücksort. Sechs Streifenwagen der Polizei, 40 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Neuss und Düsseldorf, Löschboote, zwei Rettungswagen, ein Notarzt drei Taucher von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind im Einsatz. Von dem Wagen ist nichts mehr zu sehen.
Bald kann die Lage des Unfallwagens lokalisiert werden. Etwa eine halbe Stunde nach Alarmierung bergen Taucher der Feuerwehr die 56-jährige Neusserin bewusstlos aus dem Auto. „Die Frau wurde in ein Krankenhaus gebracht und dabei reanimiert“, sagt Polizeisprecherin Diana Drawe. Es besteht Lebensgefahr.
Kai Brockmann ist einer der Zeugen, die den Unfall aus unmittelbarer Nähe beobachtet haben. Er ist Steuermann auf der „Bandolino“, dem Frachtschiff im Hafenbecken, über dessen Lukendach der Hyundai in das Wasser gerutscht ist. „Ich bin um kurz nach acht nach oben gekommen, habe mich umgedreht und gesehen, wie plötzlich etwa 20 Meter von mir entfernt das Auto vorwärts über den Mauervorsprung und die Laderaumabdeckung in das Hafenbecken gerutscht ist“, erzählt er. Kleinteile des Autos bleiben auf der verbeulten Abdeckung zurück. Außer ihm haben auch Zeugen auf beiden Seiten des Hafenbeckens den Vorfall beobachten können, sagt Drawe.
Nach der Bergung des Unfallopfers suchen die Taucher das Hafenbecken nach weiteren Personen ab. Dreimal gleiten sie in die trüben Fluten. „Gegen 10 Uhr war klar, dass sich keine weiteren Personen im Auto befunden haben“, sagt Feuerwehr-Einsatzleiter Dirk Diederichs.
Dann kann das Auto gehoben werden. Die Feuerwehr legt eine Ölsperre. Geborgen wird der Wagen mit einem Kran der „Bandolino“.
Gegen 13.30 Uhr ist der silberfarbene Hyundai mit Neusser Kennzeichen aus dem Wasser gehoben. Zwei Taucher, Herbert Westerfeld von der DLRG und Lutz Zimmer vom DRK, haben zuvor Gurte um die Achsen des Fahrzeugs gelegt. „Die Sicht war gleich Null“, sagt Westerfeld. „Wir konnten uns unter Wasser nur tastend fortbewegen. Zudem wurde der Boden durch unsere Bewegungen zusätzlich aufgewühlt.“
Die Arbeit in fünf Metern Tiefe ist für die Taucher anstrengend, der Luftverbrauch hoch. Nach einer Weile muss Zimmer seine Sauerstoffflasche wechseln. Insgesamt etwa eine Stunde und 15 Minuten dauert der Tauchvorgang, bis das Auto geborgen werden kann. Eine Gewässerbelastung ist anschließend nicht festzustellen.
Wie es zum Unfall kam, konnte Freitag nicht geklärt werden. Der Zustand der Unfallfahrerin war am Abend weiterhin „sehr kritisch“, so die Polizei.