Unternehmen sollen Chancen sozialer Netzwerke nutzen
Facebook und die IHK luden zur Veranstaltung „Digital durchstarten“.
Neuss. Wenn der Internetgigant Facebook lockt, wird es voll. 230 Unternehmer haben gestern an der Informationsveranstaltung „Digital durchstarten“ teilgenommen. Dazu hatte Facebook in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein ins Gare du Neuss geladen. Das Ziel: Unternehmern aufzeigen, wie sie die digitalen Möglichkeiten, die sich durch soziale Netzwerke bieten, für den Erfolg ihres Geschäfts nutzen können. Die Zielgruppe ist gewaltig: Der Digitalverband Bitkom hat im vergangenen Jahr in einer repräsentativen Umfrage festgestellt, dass 37 Prozent aller Unternehmen in Deutschland bislang keine Strategie für die Bewältigung des digitalen Wandels haben. Es besteht also Nachholbedarf.
Die IHK möchte den Unternehmern daher zusammen mit Facebook zeigen, wie sie ihr Angebot in den sozialen Medien bekannt machen und so ihren Umsatz steigern können. Und Facebook möchte natürlich neue Werbekunden generieren — auch wenn es kostenfreie Einstiegsangebote gibt.
Arne Henne, SMB Program Manager EMEA bei Facebook, ist für den Internetgiganten mit Deutschlandsitz in Hamburg im Gare du Neuss vor Ort. Er gibt Unternehmern Tipps für die Digitalstrategie. „Wir möchten vor allem, dass sie Digitalisierung als Chance begreifen“, sagt der 32-Jährige. Viele Unternehmer hätten nach wie vor Berührungsängste — schlicht, weil sie unsicher seien, wie sie die unterschiedlichen Kanäle und die sozialen Netzwerke für sich nutzen und optimal bespielen können. „Viele kümmern sich erst, wenn es brennt“, meint Arne Henne. Dann sind aber in der Regel bereits Umsätze eingebrochen. Henne hat ein Faustpfand, dass er in die Waagschale werfen kann. „Wir haben allein in Deutschland rund 29 Millionen aktive Facebook-Nutzer“, sagt er. Etwa drei Viertel nutzen Facebook täglich und knapp 85 Prozent mobil.
Tanja Neumann, IT-Referentin bei der IHK Mittlerer Niederrhein, kennt die Unsicherheiten vieler Unternehmer. Oft falle es angesichts von Facebook, Snapchat, Insta-gram, Twitter & Co. schwer, mit Entwicklungen Schritt zu halten. „Bildlich gesprochen: Es gibt immer mehr Wald und den Wunsch nach möglichst guter Orientierung“, sagt Neumann. Ein Unternehmen müsse Strategien erarbeiten, um seine Zielgruppe optimal zu erreichen. Ein klassischer Webshop reicht oft nicht mehr aus. „Social Media ist keine eigene Blase, sondern eine Entwicklung des Internets“, meint Neumann. Man müsse stets informiert bleiben, sonst drohe man den „Zug von morgen“ zu verpassen.
Mit der Initiative „Digital durchstarten“ sollen mehr Unternehmer sensibilisiert werden. Dieter Kempf, bis 2015 Bitkom-Präsident, hat im Zuge der im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des Digitalverbandes betont, dass die Digitalisierung die gesamte Wirtschaft und alle Betriebsgrößen erfasse. „Viele Unternehmen unterschätzen die Folgen des digitalen Wandels noch immer.“