Volksfest auf zwei Rädern
Zwei Tage lang stand Büttgen wieder ganz im Zeichen des Radsports. Mehr als die Platzierung stand bei der 56. Auflage des Straßenrennens aber der Spaß im Fokus.
Büttgen. Unzählige Helme, knallig bunte Kinderräder, frenetisches Klatschen bei Zieleinfahrt eines Zweijährigen, ein Meer von Handyfotografen, Bratwurstduft und ein Fußballweltmeister, der im Tandem-Rennen Letzter wurde: Die 56. Auflage des Straßenrennens in Büttgen ließ die Durchfahrt der Tour de France im vergangenen Jahr fast vergessen.
Am Start- und Zielpunkt Pampusstraße herrschte Volksfestatmosphäre. Manche Zuschauer machten es sich in Campingstühlen mit Bierflaschenhalterung gemütlich. Der starke Wind sorgte für ein tückisches Rennen, so dass auch die Sanitäter gebraucht wurden — aber sie wussten: „Fahrradfahrer sind hart im Nehmen!“ Seit mehr als 50 Jahren als Zuschauer hautnah dabei: Friedhelm und Marlies Neuenhausen. „Wir wohnen gleich in der Nähe“, erzählten sie.
Christian Stoll, Stadionsprecher
Friedhelm Neuenhausen unterstützte mit seinem Schützenzug früher die Nummernausgabe. Nicolai (6) und seine Schwester Milena (3) waren seit dem Morgen schon aufgeregt: „Sie freuen sich sehr“, sagte Mutter Kerstin. Annika (7) nahm zum zweiten Mal teil, denn: „Letztes Jahr hat es mir gut gefallen!“ Zieleinlauf? Uninteressant. „Dabei sein ist alles“, betonte Vater Guido.
Nach dem Startschuss von Radsportlegende Friedhelm Kirchhartz fuhren die Kinder zwei Mal den 900 Meter langen Parcours — der Sieger querte die Ziellinie stilecht in gebückter Haltung und mit hochgereckter Faust. Christian Stoll, sonst als Stadionsprecher von Werder Bremen aktiv, führte mit launigen Kommentaren durch das Rennen. „Wenn ich die strahlenden Augen der Kinder sehe, geht mir das Herz auf“, sagte er. Als besondere Fahrzeuge waren die drei- und vierrädrigen Tandems zu bestaunen, die jeweils einen Prominenten und einen Schüler mit geistiger Behinderung verbanden. Diese Aktion wurde vom VfR Büttgen gemeinsam mit der „Stiftung Tandem Burkhard Zülow“ durchgeführt. „Der Radsport fördert die Inklusion auf vorbildliche Weise und ist eine tolle Symbiose“, so Jutta Zülow, die gemeinsam mit Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus den Startschuss gab.
Der Schirmherr und Finanzminister des Landes NRW, Lutz Lienenkämper, mühte sich mit Olaf Funke ab, während die Stadt Kaarst ihren Pressesprecher Peter Böttner mit Kira Raven ins Rennen schickte. Fußballweltmeister Berti Vogts hatte Ole Jansen als Partner. Für ihn war es selbstverständlich, dieses Event zu unterstützen: „Uns geht es gut, da müssen wir anderen helfen“, meinte er und war auch nicht traurig, dass er Letzter wurde: „Jeder ist hier Sieger!“ Landrat Hans-Jürgen Petrauschke im hautengen Trikot drehte mit Gabriel Schrey die Runde. Als erste schafften es Sparkassenvorstandschef Volker Gärtner und Finn Heidrich ins Ziel.
Die heimlichen Stars waren aber die Jahrgänge 2014 und jünger: Mit ihren Laufrädern, zum Teil aus Holz, umkurvten sie mit lachender oder stoischer Miene die aufgestellten Pylonen. Und jeder fühlte sich am Ende als Sieger.