Neuss hat einen neuen Platz

Mit einem Festakt weihte die Stadt beim Maimarkt den völlig umgestalteten Freithof mit Blick auf das Münster ein.

Neuss. Mitten in Neuss ist ein neuer Platz entstanden: der Freithof. Der ist zwar schon auf mittelalterlichen Karten verzeichnet, doch erst die nun abgeschlossene Sanierung seines westlichen Teils gibt ihm eine ganz neue Weitläufigkeit — und Bedeutung. „Größer als der Markt“, stellte Bürgermeister Reiner Breuer fest, der den Platz passenderweise gestern mit einem Markt eröffnete. Dem Maimarkt. Und das „Experiment“ zeigt: Dieser Platz ist zu gebrauchen.

Neuss hat einen neuen Platz
Foto: woi

Mit dem Stadtmauerweg zwischen Freithof und Münsterschule oder dem Radweg am Kehlturm konnten zuletzt schon andere Projekte zur Aufwertung der Innenstadt abgeschlossen werden. Sie gingen in Betrieb, ohne dass daraus eine Feierstunde gemacht wurde. In Sachen Freithof entschied Breuer anders und lud die — zum Teil recht verdutzten — Maimarkt-Besucher sogar zu Häppchen und Kaltgetränken ein. „Neuss macht Platz“, sagte er dazu — für Events, Veranstaltungen, Feste, Märkte und und und. „Dieser Platz wird angenommen werden“, ist Breuer überzeugt.

Reiner Breuer, Bürgermeister, bei der Eröffnung des Freithofs

Die Blaupause für die Neugestaltung war der Plan von Georg Penker aus dem Jahr 1999, nach dem schon der östliche Freithof vor dem Zeughaus umgestaltet worden war. Den Rest ließ man unangetastet — aus Kostengründen. Erst als der Pfingststurm „Ela“ 2014 die Platanen auf dem Platz so zerzauste, dass nur eine gerettet werden konnte, holte man den Plan wieder aus der Schublade.

Neun Monate dauerte es, um die große Lösung nun abzuschließen. In dieser Zeit fand Bauleiterin Sylvia Steins vom Tiefbaumanagement die Arbeit im „Untergrund“ fast spannender als das Herrichten der Oberfläche mit Pflaster, Bänken, Beeten. Unter fachkundiger Begleitung durch die Archäologen in städtischen Diensten wurden Fundamente einer großen Toranlage gefunden, die vielleicht früher den westlichen Zugang zum Friedhof an St. Quirin markierte. Bis zum Einmarsch der Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts wurden im Schatten der Neusser Hauptkirche Menschen beigesetzt. Doch obwohl der Platz seitdem schon mehrfach Baustelle war, wurden jetzt noch große Mengen menschlicher Knochen gefunden — ungeordnet und wild durcheinander gewürfelt. Erst in tieferen Lagen sei man auf ein unzerstörtes Grab aus frühchristlicher Zeit gestoßen, sagt Steins, die auch mehrfach auf Reste von mittelalterlichem Basalt- und Tuffschalen-Mauerwerk stieß und im östlichen Teil des Platzes eine Zisterne aus Feldbrandziegeln freilegte. Die Bodenfunde wurden dokumentiert und bleiben zum Teil unter dem Pflaster erhalten. Die Knochen wurden inzwischen gesammelt auf dem Hauptfriedhof wieder beigesetzt.

Die Neugestaltung der Platzfläche, die, wie Breuer in Erfahrung brachte, vor Jahrhunderten der Sammelplatz der freien, bewaffneten Bürger war, kostete die Stadt rund eine Million Euro. So ganz fertig ist das Projekt aber noch nicht, denn das Grün fehlt noch. So sollen noch kleinkronige Zierkirschen und Hecken gepflanzt und das Beet der letzten Platane auf dem Platz mit Gräsern und Stauden gestaltet werden. Der zurückgewonnene freie Blick auf das Quirinusmünster wird fortan aber erhalten bleiben.