„Neuss jetzt“ setzt auf Polit-Rückkehrer Wählergemeinschaft muss Klinken putzen
Neuss · Die Wählergemeinschaft „Neuss jetzt“ will im Rat bleiben. Um alle Wahlkreise besetzen zu können, setzt sie auch auf Politik-Rückkehrer. Die Hauptarbeit aber liegt noch vor der Gruppe.
(-nau) Wo Bernhard Pickert-Goldenbogen war, ging es heiß her: Zoff mit seinem Kreisverband von „Die Linke“, mit dem Ortsverband, der Fraktion (bis diese 2011 zerbrach) und mit politischen Freunden, die ihn – nach Überzeugung der Kammer zu Unrecht – der Untreue bezichtigten und vor Gericht zerrten. Und auch im Rat war der Stadtverordnete kein Leisetreter, sondern avancierte zum Intimfeind des damaligen Bürgermeisters Herbert Napp.
All das ging über Jahre und endete erst 2014, als der heute 66-Jährige nach zehn Jahren im Rat kein Mandat mehr anstrebte. Nun aber schickt sich Pickert-Goldenbogen an, wieder die politische Bühne zu betreten.
Die Wählergemeinschaft „Neuss jetzt“, die sich um vier von der Grünen-Ratsfraktion abgespaltene Stadtverordnete gebildet hat, hat den agilen Rentner für die Kommunalwahl im September als Direktkandidaten im Wahlkreis Baldhof aufgestellt. Der Bezirk Innenstadt wäre ihm lieber gewesen, sagt der an der Friedrichstraße wohnende Pickert-Goldenbogen, doch den wollte schon jemand anders haben. Und ihm sei ja nur wichtig, dass „Neuss jetzt“ den Einzug in den Rat schafft.
Ein erster Schritt ist geglückt, denn die Truppe um ihren Vorsitzenden Michael Klinkicht hat alle 29 Kommunalwahlbezirke mit einem eigenen Kandidaten besetzt. Einen davon übernimmt Klinkichts Sohn Tom, der bislang bei „Die Partei“ engagiert war, bei „Neuss jetzt“ aber offenbar mehr Potenzial wittert. Wäre die Wahlkreisbesetzung in mehr als einem Fall nicht gelungen, hätte die Bewerbung insgesamt wenig Sinn gehabt, sagt Michael Klinkicht. Denn nur wer überall in der Fläche präsent ist, hat eine Chance, genug Stimmen zu sammeln.
Schritt zwei soll am Freitag (28.) in einer leer stehenden Apotheke in Weckhoven gelingen, die „Neuss jetzt“ zum Tagungsort ausgewählt hat, um die Reserveliste aufzustellen. Platz eins strebt Klinkicht selbst an und hat dafür Rückendeckung vom Vorstand. Die eigentliche Arbeit beginne danach, gibt Klinkicht zu. Denn um zur Wahl zugelassen zu werden, müssen Klinken geputzt und für jeden Wahlkreis zehn Unterstützerunterschriften eingeworben werden. „Harte Arbeit“, sagt er.