Weitere Klagen über Friedhofs-Missstände

In Hülchrath sorgt der Abriss einer Hecke auf dem Weg für Ärger. Die Stadt schweigt weiter.

Foto: ati

Grevenbroich. Zum Trauern und stillen Gedenken möchten die Grevenbroicher eigentlich die Gräber ihrer verstorbenen Verwandten und Freunde auf den Friedhöfen aufsuchen. Doch die „Friedhofsruhe“ wird immer mehr getrübt durch ein Dauerärgernis über den schlechten Pflegezustand auf den städtischen Friedhöfen: Etliche Grevenbroicher klagen bereits seit einer Woche über die ungepflegten Friedhofsanlagen und auch über die Untätigkeit der Stadtverwaltung.

Eine neuerliche Beschwerde gibt es jetzt von Doris und Hans-Jürgen Ritz, die eine Grabstätte auf dem Kapellener Friedhof haben. Sie klagen: Im Umfeld ihrer Grabstelle seien durch Ablauf der Nutzungsdauer mehrere Grabstellen frei geworden, die sich aber „in einem absolut verwahrlosten Zustand befinden“. Außerdem stehe eine mächtige Tanne, die durch starke Einschnitte und an den Wurzeln geschädigt worden sei, einsturzgefährdet über ihrer Grabstelle. Die Eheleute Ritz machen nach eigenem Bekunden die Stadtverwaltung bereits seit Jahren erfolglos auf diese Missstände aufmerksam.

Dabei müsse die Stadt gemäß ihrer eigenen Friedhofssatzung tätig werden, mahnen die Bürger an und beklagen: „Wir haben uns auch persönlich an den Bürgermeister, der immerhin mit der Parole ,gestalten statt verwalten’ angetreten ist, gewandt, ohne dass dies einen positiven Einfluss hatte.“

Zu weiteren Klagen über absolut ungepflegte Friedhofswege, fehlende Zäune, die die Kaninchen abhalten könnten, die Gräber aufbuddeln und Pflanzen abfressen, zu achtlos herumliegendem Grabaushub auf den Friedhöfen Stadtmitte, Noithausen und Hülchrath nahm die Verwaltung bislang ebenfalls keine Stellung.

Erhebliche Kritik am Verhalten der Stadt hat Heinz-Willi Strauch aus Hülchrath, sein Grundstück grenzt an den Fußweg von der Herzogstraße zum Friedhof. Vor zwei Wochen seien die Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich angerückt, um „die Hecke auf der Grundstücksgrenze „ohne jegliche Benachrichtigung der Anlieger “ herauszureißen, „samt meines Zauns“, schildert der 54-Jährige. „Sämtliche Pfosten und der Maschendraht hängen nur noch rum.“ Als Hecken-Ersatz wurden deutlich kleinere Pflanzen gesetzt. „Die Hecke „wurde 1954 genau auf die Grenze gesetzt in Absprache mit den Anliegern“ und sei bis 2015 von Stadt oder WGV gepflegt worden.

Strauch fragte bei der Stadt nach dem Grund für die Aktion und erfuhr, dass die Hecke beschädigt gewesen sei. Stimmt nicht, meint Strauch. „Die Hecke befand sich in gutem Zustand“. Lediglich bei einem der Anlieger sei sie ausgedünnt gewesen.

Was der Hülchrather kritisiert: „Warum geht die Stadt nicht vorher auf die betroffenen Anlieger zu? Das ist schlechte Kommunikation.“ Er sei nun genötigt, kurzfristig für 2000 bis 2500 Euro in einen größeren Zaun als neuen Schutz des Grundstücks zu investieren. Zudem seien Grenzsteine nach dem Bagger-Einsatz nicht mehr aufzufinden. Eine Mitarbeiterin der Stadt habe ihm erklärt: „Sie müssen schon selbst die Grenzsteine suchen...“ Erforderlichenfalls müsse er auf seine Kosten einen Vermesser beauftragen. Strauch dagegen sieht die Stadt in der Pflicht — und er fragt sich, wer sein Grundstück wieder in den Ursprungszustand versetzt.

Peinlich für die Stadt ist, dass der Hülchrather, wie er berichtet, in einer Mail aus dem Rathaus den — wohl versehentlich mitgesendeten — Kommentar einer Kollegin der Mitarbeiterin lesen konnte. „Herr Strauch ist wohl sehr emsig“, heißt es. „Das finde ich eine Frechheit“, sagt Strauch. Auch zum Heckenabriss in Hülchrath gab es bis gestern Nachmittag keine Stellungnahme der Stadt.