Windpocken in Asyleinrichtung
Drei Familien sind derzeit im früheren Alexius-Krankenhaus isoliert.
Neuss. In der Landesaufnahmestelle für Asylbewerber im früheren Alexiuskrankenhaus sind die Windpocken ausgebrochen. Dr. Michael Dörr, Amtsarzt des Rhein-Kreises Neuss, bestätigte am Dienstag, es gebe seit Wochen Krankheitsfälle. In der Stadt müsse sich aber niemand beunruhigen, so der Chef des Kreisgesundheitsamtes gestern: „Dank der Hilfe in der Einrichtung ist die Situation absolut unter Kontrolle.“
Seit Herbst 2012 hat sich das leerstehendende Klinikgebäude an der Nordkanalallee in eine zentrale Aufnahmestelle des Landes für Asylbewerber und Flüchtlinge gewandelt. Diese Menschen landen zuerst in einer Erstaufnahmestelle und werden in der Regel nach ein bis zwei Tagen in die zentralen Unterkünfte des Landes wie die in Neuss gebracht. Von hier aus sollen sie nach zwei bis drei Wochen auf ihre Unterkünfte in den Kommunen verteilt werden. Die Fluktuation ist hoch.
In Neuss sind derzeit etwa 200 Männer, Frauen und Kinder untergebracht. Sie wurden bei ihrer Ankunft von zwei Ärzten untersucht und vor allem auf mögliche TBC-Infektionen überprüft. „Ich kann die Arbeit dieser Ärzte nur loben, die Versorgung ist exzellent“, sagt Dr. Michael Dörr. Dass nun die hochinfektiösen Windpocken in der Einrichtung aufgetreten sind, habe nicht verhindert werden können. In den Erstaufnahmestellen sei eine solche Infektion in der Kürze der Zeit gar nicht festzustellen. In Bad Berleburg, ebenfalls eine „zweite Station“, wurden Masern festgestellt.
In Neuss sind sechs Menschen, fünf Kinder und ein Erwachsener, an Windpocken erkrankt, drei sind wieder gesund. Noch in der vergangenen Woche traten zwei neue Fälle auf. Die Kranken sind auf der ersten Etage des Hauses isoliert und unter Quarantäne; damit stoße die Einrichtung an ihre Grenzen, sagt der Amtsarzt. „Gerade für die Kinder ist das sehr, sehr schwer.“ Derzeit sind drei Familien, etwa 20 Personen, in Quarantäne.
Seit Bekanntwerden des ersten Windpocken-Falls gilt ein Aufnahmestopp für das Haus. Alle Bewohner, etwa 200 Menschen, wurden auf Erreger untersucht, etwa 70, die nach eine früheren Erkrankung immun sind, wurden bereits zum größten Teil verlegt.
Die anderen, möglicherweise Gefährdeten, bleiben in Neuss — noch. Gestern zeichnete sich eine Lösung ab: Alle Personen, auch die akut Erkrankten, werden am Freitag nächster Woche in eine andere Einrichtung des Landes mit besseren Quarantänemöglichkeiten verlegt. Nach einer gründlichen Reinigung kann das Haus an der Nordkanalallee dann wieder neu belegt werden.