Zoff um Asylheim an der Rennbahn
Neuss soll Standort einer zentralen Flüchtlings-Unterbringung bleiben — eine politische Kraftprobe droht.
Neuss. Ein Flüchtlingsheim gehört in keine Freizeitanlage wie das Rennbahnareal. Mit dieser klaren Haltung lehnt Karl Heinz Baum als planungspolitischer Sprecher der CDU den an der Stresemannallee ins Auge gefassten Bau einer zentralen Unterbringungseinrichtung für bis zu 800 Flüchtlinge ab und weiß dabei auch Ingrid Schäfer (Grüne) hinter sich. Aus Sicht der Bezirksregierung Düsseldorf allerdings ist der angebotene Standort sehr gut geeignet, aus Sicht des Neusser Sozialdezernenten Stefan Hahn sogar „alternativlos“. Eine politische Kraftprobe droht.
Die Verwaltung wollte den Planungsausschuss am 18. März mit der Idee, ein Flüchtlingsheim zu bauen und an das Land zu verpachten, erstmals einbinden und ihm zugleich den Bauverein als Bauherren und erste Pläne des Architekten Markus Schmale präsentieren. Doch sie hatte nicht mit Peter Ritters gerechnet, dem zweiten Vorsitzenden des Reiter- und Rennvereins. Dem wurde von der Verwaltung eröffnet, dass die an Renntagen als Gastboxen genutzten Pferdeställe für den Neubau des Flüchtlingsheims abgerissen werden müssen — und Ritters schlug Alarm. Nun wird das Thema schon in der gemeinsamen Sitzung von Sozial- und Planungsausschuss am Donnerstag debattiert.
Im Dezember hatte Bürgermeister Herbert Napp die Landesregierung angeschrieben und den Neubau eines Flüchtlingsheimes angeboten, das in Betrieb gehen soll, wenn das ehemalige Alexius-Krankenhaus nicht mehr als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) genutzt werden kann. Das Land zeigte sich interessiert. Inzwischen sind Stadt und Land soweit, dass der Bauverein, der als Bauherr und Vermieter der Unterkunft auftreten soll, ein Angebot ausarbeitet. Basis ist ein Raumprogramm, den das Land für das Gebäude vorgibt, das passgenau als Flüchtlingsheim gebaut werden soll. Auf dieser hat Markus Schmale einen Vorentwurf gefertigt. Krankenstation inclusive. „Baulich wird das kein hoher Klotz“, versichert Bauvereins-Vorstand Frank Lubig, vielmehr wird eine kleinteilige Struktur angestrebt, wie sie gerade bei der Flüchtlingsunterkunft Berghäuschensweg 92 gewählt wurde.
Gegen den Bau einer ZUE sind auch Baum und Arndt nicht. Aber nicht an der Stresemannallee. „Eine vollkommen isolierte Lage“, sagt Arndt. Die sei für Gewerbezwecke vorgesehen und soll sich nach Darstellung der Verwaltung nicht als Wohnstandort eignen. „Rein logistisch“, hält ihr Planungsdezernent Christoph Hölters diesem Argument entgegen, „ist das kein Wohnen“. Denn die Flüchtlinge, die von der zentralen Ersterfassung kommen und in diesen ZUEs auf die dauerhafte Zuweisung in eine andere Kommune warten, bleiben in der Regel nur Tage, höchstens Wochen. Wie in einem Hotel. Die laufenden Vorarbeiten erklärt Hölters mit dem Zeitdruck in dem Thema. Stimmt der Rat zu, muss das Projekt forciert betrieben werden.