Zuschauer verfolgen Schlachtengetümmel
Beim „Sturm auf Zons“ wurde das Gefecht nachgespielt, zudem gab es einen Mittelaltermarkt.
Zons. „Die zweite Salve erschüttert uns, aber nicht unsere Standfestigkeit“, spricht Friedrich „der Bergische“, Feldwebel der Zonser Garnison, gegen den markerschütternden Donner schwerer Geschütze ins Mikrofon. Bogenschützen lassen Pfeile auf die Angreifer regnen, die mit einer Leiter die Mauer zur Freilichtbühne erklimmen wollen. Auftritt der Zonser Garnison, die zur Verstärkung anrückt. Das Schlachtengetümmel aus glänzenden Rüstungen, blauen, gelben und roten Waffenröcken entfaltet sich vor den saftig-grünen Rheinauen wie auf einem Gemälde von Courtois. Nach einer halben Stunde ist alles vorbei, im Burggraben liegen die niedergestreckten Burgunder, während die Zonser Garnison unter Hauptmann Wolfgang von Barrenstein siegreich die Faust nach oben reckt — „Gloria Zunsem, für das Reich und den Kaiser“. Man schreibt den 27. Mai 2017, der Sturm auf Zons ist, wie sein historisches Vorbild im Neusser Krieg 1475, abgewehrt, das Heer des Burgunderkönigs Karl der Kühne geschlagen.
Wolfgang Göddertz, Zonser Garnison
Rund 500 Zuschauer bejubelten am Samstagnachmittag die 100 Kombatanten, die aus Deutschland, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und England nach Zons gekommen waren. Es war die zweite Auflage des „Sturms auf Zons“, der als historisch akkurates Re-Enactment Geschichte erlebbar machen will.
Dazu gehörte auch die historische Einordnung des Angriffs auf Zons in die Kölner Stiftsfehde, die Kreisarchivar Stephen Schröder vor Beginn des Schauspiels vortrug. Die Mitglieder der Zonser Garnison wollen insbesondere die Lebensumstände der Söldner zu jener Zeit bekannt machen und haben den „Sturm auf Zons“, einen Dreiklang aus Schlacht, Mittelaltermarkt und Heerlager, gemeinsam mit der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD) und der Agentur Lixa Rebellum organisiert. Sehenswert war neben dem Sturm selbst auch das Heerlager südlich von Zons, wo die Darsteller nebst Familien mit 200 Personen campierten und Besucher gerne am Alltagsleben teilhaben ließen. Einzig das begleitende Marktgeschehen wirkte im Hof der Burg Friedestrom schmaler als im Vorjahr. „Wir sind größere Märkte gewöhnt, aber der hier ist schnuckelig für Zons und sehr schön gemacht“, sagt Romina Ciarleglio, deren Sohn Dario (2) sich vom Kettentrick des Gauklers in seinen Bann ziehen ließ.
Es gab Waffen und Ausrüstung aller Art im Spielzeugformat, hochwertige Gewänder, Schmuck, Rentierfelle und von Hand gegossene Kerzen. Sogar die Sanitäter vom Malteser Hilfsdienst waren in selbstgenähten Gewändern mit dem Malteserkreuz unterwegs.
Rundum zufrieden mit dem viertägigen Spektakel war auch Wolfgang Göddertz von der Zonser Garnison. „Es ist toll, zu sehen, wie die Besucher sich interessieren. Und uns macht das einen Riesenspaß. Wir haben noch viele Ideen, wie man das hier optimieren könnte.“
Dieter und Manuela Wölfert aus Stürzelberg übten sich im Bogenschießen. „Die Technik zu lernen, das macht richtig Spaß“, sagt Manuela Wölfert. Beide wollen sich nun beim BSV Dormagen in der Bogensportabteilung anmelden — ein geglückter Brückenschlag vom Mittelalter in die Gegenwart.