Zwei Afrikaner spielen den ganzen Hamlet
Duo begeistert im Globe die Shakespeare-Fans.
Neuss. Eine Bühne, zwei Schauspieler, ein Seidentuch, eine klimpernde Mbira im Kürbis — und schon können wir miterleben, dass die ganze Welt tatsächlich ein Theater ist, wie es William Shakespeare glaubhaft versichert hat: Denton Chikura und Tonderai Munyevu, die zwei Vollblutakteure aus Simbabwe mit Londoner Wohnsitz, liefern im Rahmen des Shakespeare-Festivals, nachdem sie vor zwei Jahren als Two Gentlemen from Verona restlos begeisterten, eine famose Duo-Aufführung des Hamlet.
Textgrundlage der natürlich sehr gerafften Darbietung in anderthalb Stunden ohne Pause bildete die erste Quarto-Ausgabe — so werden die ersten Drucke der Shakespeare-Werke genannt —, ein gedrucktes Stück Werk-Spionage, in dem vieles erstaunlich ähnlich, anderes aber so merkwürdig verschroben klingt, dass bald nach dem Tode des Dichters eine zweite Quarto-Ausgabe herauskam, die das verbale Mobiliar einigermaßen geraderückte.
Erstaunlicherweise blieb der Geist des Hamlet trotz textlicher Abweichungen in erheblichem Maße erhalten. Denton Chikura und Tonderai Munyevu beschränken sich auf Handbewegungen, Gesten und Körperhaltungen, um vom melancholischen Helden über das geschwätzige Duo Güldenkrantz & Rosenstern (als running gag immer wieder durcheinandergewürfelt) und bis zu den köstlichen Totengräbern alles, was das Drama braucht, auf die Bühne zu bringen. Wenn’s wirklich nicht reicht, werden halt ein paar Zuschauer auf den Brettern drapiert. Dazwischen traditioneller Shona-Gesang, kleine, temperamentvolle Tanzeinlagen, einige einfache Lichterspiele — den Rest erledigt die Imagination, wie der spontane Jubel des völlig hingerissenen Publikums sofort verriet. poss