Zwei Schwestern aus Burundi erholten sich im Kloster Immaculata

Zwei Schwestern aus Burundi erholten sich im Kloster Immaculata. Sonntag fliegen sie heim.

Neuss. Nein, sagt Schwester Beatrice, eine Erinnerung an ihre Ankunft in Deutschland haben sie nicht. „Das haben uns dann viel später die Neusser Schwestern erzählt.“ Vor 18 Monaten kamen die beiden Schwestern Béatrice und Yolanda aus Burundi nach Neuss, grausam zugerichtet nach einem Überfall. Am Sonntag werden sie zurückkehren — viele Male operiert, gepflegt, aufgenommen im Kloster Immaculata. Nach wie vor sind sie von dem Terrorakt gezeichnet.

Es war im August 2011, als die beiden Schwestern mit anderen in einem Kleinbus auf der Fahrt zu ihrem Dorf Gihanga saßen. Dort betreiben die Schwestern des Ordens Bene-Umukoma, die seit vielen Jahren enge Beziehungen zu den Augustinerinnen in Neuss pflegen, ein Gesundheitszentrum. Plötzlich stoppen in Polizeiuniform getarnte Männer den Bus, schießen auf die beiden Schwestern, halten sie für tot, die anderen Passagiere laufen weg. Zurück bleiben Béatrice, im Kopf getroffen, ein Bein zerfetzt, aber noch bei Bewusstsein, und ihre Mit-Schwester Yolanda. Ihr halbes Gesicht habe offengelegen, erinnerte sie sich, als sei es gestern gewesen.

Béatrice zieht Yolanda aus dem Bus, schließlich werden sie von Militärs in ein Hospital gebracht, doch die Ärzte geben sie auf.

Als ein Fax mit der Nachricht des Überfalls das Kloster Immaculata erreicht, setzt das eine beispiellose Hilfswelle in Gang. Viele Stellen helfen und geben Geld, und schließlich sind alle Papiere zusammen, ist der riskante Flug gebucht. Im Etienne-Krankenhaus ist man vorbereitet, doch die Verletzungen sind derart kompliziert, dass zunächst die Uniklinik Düsseldorf hilft.

Eineinhalb Jahre sind seit dem Überfall vergangen. 19 Mal wurde Yolanda operiert, zwölf Mal Béatrice. Sie seien in einem „etat terrible“ gekommen, sagt Béatrice, und selbst die Ärzte hätten sich gewundert, dass es ihnen jetzt soviel besser geht.

Yolanda hat eine Augenprothese, eine Hand kann sie nicht richtig bewegen, sie hat Schmerzen wie Béatrice: Deren angeschossenes Bein ist jetzt zwei Zentimeter kürzer als das andere, sie trägt einen orthopädischen Schuh und hat, wie sie sagt, „viel Metall im Kopf“.

Schwester Yolanda

Beiden ist es so kurz vor ihrer Heimkehr ganz wichtig, Dank zu sagen. Ohne die Augustinerinnen wären sie tot, sagen sie, und Schwester Yolanda ergänzt auf Deutsch: „Unsere Dankbarkeit ist so groß. Gott möge es ihnen und allen anderen Helfern vergelten.“

Ein wenig Deutsch haben sie gelernt in diesen langen Monaten, und wenn sie an ihre Neusser Zeit denken, sprechen sie gleich vom Schützenfest: „Extraordinaire, une très bonne tradition.“

Jetzt, in diesen letzten Tage im Kloster, schwanken ihre Stimmungen. Sie seien glücklich, nach Hause zu kommen und ihre Ordensschwestern und Familien wiederzusehen, sagen beide. Aber: „Nous avons peur“, wir haben Angst, erklärt Yolanda, und Béatrice nickt. Sie wissen nicht, wer sie damals töten wollte, und sie wissen nicht warum. Die Angst, ihre Peiniger wiederzutreffen, verhindert eine Rückkehr in die Gesundheitsstation. Sie werden zunächst im Mutterhaus des Ordens in Burundis Hauptstadt Bujumbura leben.

Am Sonntag geht ihr Flug ab Brüssel, dorthin werden sie noch von Schwestern aus Neuss begleitet. Turakengurutse cane, sagen Béatrice und Yolanda in der Landessprache Kirundi: „Wir sind so dankbar“, und: „Nagasaga Bakunzi“. Auf Wiedersehen, unsere Lieben. Ob es dazu kommen wird, weiß niemand.