Die Geschwister Anne und Johannes Furth haben unter Corona das Außerhaus-Geschäft für sich entdeckt Schlüffken: Lieber Flasche als vom Fass

Es geht an vielen Orten mit Improvisation in dieser Zeit der Pandemie. Das hat auch die kleine Hausbrauerei Schlüffken verstanden und auf einen Aha-Effekt bei den Kunden gesetzt: Das Bier vom Preußenring gibt es längst auch für Zuhause.

Anne Furth von der Brauerei Schlüffken mit dem in Flaschen abgefüllten Bier.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Es muss ja nicht zwingend aus dem Fass strömen.

Für die Zeit, als die Fassbier-Nachfrage durch die Zwangsschließungen im Frühjahr einbrach, stellten die Inhaber Anne und Johannes Furth ihr Konzept um. Das Schlüffken sollte zu den Menschen nach Hause kommen. „Wir haben unsere Kapazitäten in die Flaschen gebracht“, sagte Anne Furth: „So konnten wir den Absatz halten.“

„Die Nachfrage für das Schlüffken ist genauso wie früher“

Die Brauerei beliefert Märkte und Bauernläden in Krefeld, aber auch Kneipen und Restaurants. Ein immenser finanzieller Aufwand war nötig, um Zehntausende von Flaschen zu besorgen. Die Brauerei ist erst zwei Jahre alt, die Kredite laufen noch. Nun hoffen die Geschwister, dass das gute Geschäft mit den Flaschen weiter anhält. „Die Nachfrage für das Schlüffken ist genauso wie früher“, sagt die Mitgründerin. Eine Anpassung war notwendig an die neue Wirklichkeit in der Wirtschaft und an das veränderte Verhalten der Menschen in der Corona-Pandemie.

Dadurch, dass weniger Fassbier benötigt wurde, konnte das Geschwister-Paar das Getränk in Flaschen abfüllen und eine Nachfrage befriedigen, die auch vorher schon vorhanden war. Das Bier geht jetzt vermehrt außer Haus. „Wir sind eine feste Marke geworden“, sagte Anne Furth.

Samstags verkauft die Brauerei ohnehin an der Rampe neben dem Nordbahnhof Kartoffel- und Erbsensuppe sowie ihr Bier in mehreren Größen zum Mitnehmen. Auch in den Partyfässern zu zehn Litern. Es hat sich im bewährt. Der Verband der Slow-Brewer, der langsamen Brauweise also – längere Gärung, längere Reifezeit – schaut jedenfalls positiv in die Zukunft.

Regionale Verwurzelung und echte Qualität sind gefragt

Viele Konsumenten würden nun vermehrt auf die Qualität und Herkunft der Lebensmittel achten, schrieb die Vereinigung Anfang Oktober. „Vor allem während des Lockdowns verzeichneten regionale Anbieter, Hofläden oder auch der ‚Ab-Brauerei-Verkauf‘ einen verstärkten Zulauf.“ Neben der Schlüffken-Brauerei nennt der Verband auch die betroffenen Brauereien Bosch, das Kölner Hofbräu Früh sowie die Privatbrauerei Moritz Fiege. „Werte wie Handwerklichkeit, regionale Verwurzelung und echte Qualität, denen sich die Slow-Brewer verpflichtet fühlen, erleben aktuell ein regelrechtes Revival – und das gibt Anlass für einen positiven Blick in die Zukunft“, so der Verband.

Anne Furth: „Geschmack muss sich am Ende immer durchsetzen“

Mit der Einschätzung, allein die lokale Herkunft des Bieres sei schon ein Verkaufstreiber, will Anne Furth jedoch nicht ganz uneingeschränkt mitgehen: „Am Anfang des Lockdowns hieß es ja überall: ‚Support your local.‘ Das ist aber allgemein wieder abgeflacht. Geschmack muss sich am Ende immer durchsetzen.“

Selbstredend gibt es das Schlüffken-Bier auch im Nordbahnhof zu kaufen. „Wir haben eine große Außenterrasse“, sagt Anne Furth, auch die Lüftungen seien auf dem neuesten Stand, wie vom Robert-Koch-Institut vorgeschrieben: „Uns wurde sogar ein Zertifikat ausgestellt.“ Trennwände stehen zwischen den Tischen im Innenraum. Im Herbst und Winter wird auch im Wintergarten bedient. „Die Leute wollen weiter kommen, aber separat sitzen“, sagt Furth.

Was bringt die Zukunft, wenn sich die Lage um Corona wieder zuspitzt? „Alles außer ein zweiter Lockdown wäre okay.“ Und eine erneute Zwangsschließung? „Das wäre für die Gastronomie ein harter Schlag“, findet Anne Furth. Im November will die Brauerei ein eigenes Festbier, eine Sondersorte, auf den Markt bringen. Das Außerhaus-Geschäft läuft. Das soll aus Sicht der beiden Geschwister auch so bleiben.