Bevölkerungsschutz Schutz-Strukturen in Willich verbessern

Willich · Wie kann sich die Stadt Willich für den Bevölkerungsschutz besser aufstellen? Dazu laufen derzeit mehrere Untersuchungen und Planungen.

Im alten Feuerwehrgerätehaus (Gebäude rechts) könnten Büro-Arbeitsplätze als „Fire-Office“ eingerichtet werden.

Foto: Stadt Willich

Es sind Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und der Wunsch, in Willich weiter eine – deutlich kostengünstigere – Freiwillige Feuerwehr beizubehalten, die dieses Projekt beeinflussen: Die Willicher Stadtverwaltung arbeitet derzeit an verschiedenen Themen im Geschäftsbereich „Personenstand/Ordnung“, der von Leiter Stephan Adams verantwortet wird. In diesen Bereich fallen vier „Teams“: das Team für die Stadtteilbüros und das Standesamt (Personenstand) sowie das Team allgemeine Ordnung und das Team Schutz. Letzteres hat die Unterbereiche Freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst sowie den Bevölkerungsschutz mit den Themen Katastrophenschutz und Zivilschutz. Basis für die Planung sind ein Gutachten der Kommunalagentur NRW sowie der derzeit in der Aktualisierung befindliche Brandschutzbedarfsplan (BSBP).

Für die Freiwillige Feuerwehr sind Teamleiter Sascha Döhmen und zwei seiner Kollegen zuständig. Sie kümmern sich etwa um die Beschaffung der notwendigen Fahrzeuge, des Materials für die Einsätze, sind auch für die Bekleidung der Löschkräfte zuständig. Dabei wurde jetzt festgelegt, dass es eine ausdrückliche „Teamleitung“ mit Personalsteuerungsverantwortung gibt – nicht wie bislang Teamkoordinatoren. Derzeit vier hauptamtliche Gerätewarte kümmern sich um die Funktionsfähigkeit der Fahrzeuge, die Funktechnik oder die Wartung und Reparatur der Atemschutzgeräte. Der BSBP empfiehlt hierzu die Einstellung zweier weiterer Gerätewarte. Die Stellen sind im Stellenplan 2025 aufgeführt und müssen von der Politik freigegeben werden.

Im Bereich Bevölkerungsschutz wurde ein „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ zusammengestellt, was zurückgeht auf die Erfahrungen in der Corona-Zeit. Dieser Stab soll unter anderem Konzepte für die Information der Bevölkerung und den Erhalt der Handlungsfähigkeit der Verwaltung erarbeiten, so Adams. Er plane derzeit verschiedene Szenarien – einen dreitägigen Stromausfall, eine Sturmlage oder wie bei einer Kampfmittelräumung zu evakuierende Anwohner systematisch untergebracht werden können. Ganz anschaulich: Da geht es zum Beispiel um die Frage, wer wie erreichbar ist, um eine Turnhalle oder einen Saal für die Unterbringung aufzuschließen oder wie die Essensversorgung geregelt werden könne, so Adams. „Unser Ziel ist es, nicht hinterherzurennen und zu improvisieren, sondern hin zu einem geordneten Abarbeiten der anfallenden Aufgaben.“

Im Bereich der Feuerwehr gehe es nicht um Aufgabenfragen, „die sind klar. Die Einsatzkräfte kennen ihre Prioritäten“, sagt der Geschäftsbereichsleiter. Drängender sind personelle Fragen – die sogenannte Tagesverfügbarkeit. Denn viele Ehrenamtler arbeiten nicht in Willich und sind am Tag nicht greifbar – wobei wiederum in diese Zeit die höchste Einsatzdichte falle. Ein Lösungsweg ist eine stärkere Einbindung der – dann sechs – Gerätewarte in kleinere Einsätze wie zur Beseitigung einer Ölspur oder für die Türöffnung.

Als weiteren Plan verfolgt die Verwaltung den Aufbau einer „Verwaltungsstaffel“ – Mitarbeiter, die neben ihrer fachlichen Verwaltungsausbildung auch qualifizierte freiwillige Feuerwehrleute sind. Es wäre für sie leichter, ihren Arbeitsplatz für einen Einsatz zu verlassen, weil sie nicht auf Baustellen oder in Produktionen tätig sind und die Stadt Willich als Arbeitgeber sie freistellt. Allerdings hätte das trotzdem zur Folge, dass Arbeit verschoben werden müsste und Kosten entstünden, „da muss die Politik entscheiden, ob sie dahintersteht“, so Adams. Eine andere Idee ist die Einrichtung von Büro-Arbeitsplätzen als „Fire-Office“ im Noch-Feuerwehrgerätehaus an der St. Töniser Straße zum Beispiel für Freiberufler.

Aber auch die Willicher Bevölkerung sei einzubeziehen, so Adams: Sie könne einen Beitrag leisten, indem sie Feuerlöscher selbst anschaffe oder einen kurzzeitigen Stromausfall mit Gelassenheit (Resilienz) abwarte. Ebenso gehe es darum, sich auf einen Notfall vorzubereiten – hierzu gebe es Checklisten beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz, „da muss man gucken, was verhältnismäßig ist“.