FRANKFURT/BERLIN Sparkassen: Ampel-Pläne sind „unsolidarisch“

FRANKFURT/BERLIN · Deutschlands Sparkassen warnen die Politik davor, die Beratung für Finanzprodukte gegen Honorar zum Standard zu machen. Eine verpflichtende Honorarberatung stelle für viele Kleinanleger eine unüberwindbare Hürde dar, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis. „Wenn ein Kleinanleger für eine Erstberatung von zwei Stunden erst einmal die tatsächlichen Kosten von durchschnittlich 360 Euro als Honorar auf den Tisch legen muss, nehmen die meisten keinerlei Beratung mehr in Anspruch“, argumentierte Schleweis.

Helmut Schleweis vom Sparkassen- und Giroverband

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

„Eine solche Vorgabe schließt große Teile der Bevölkerung vom Zugang zu guter Beratung aus und ist deshalb unsolidarisch.“

Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" haben sich die Ampel-Parteien bereits auf Regelungen in den Bereichen Geldanlage, Banken und Verbraucherschutz geeinigt. Die Zeitung zitierte aus einem Papier zum Thema „Finanzmärkte“. Demnach soll es auch weiterhin keine Obergrenze für Bargeldzahlungen geben. Geplant ist demnach ein öffentlich organisierter Fonds für die private Altersvorsorge und eine unabhängige Honorarberatung bei der Geldanlage statt Provisionen. Eine FDP-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP jedoch, die Verhandlungen seien „ein Prozess“. Dass es bereits vereinbarte Papiere gebe, sei „nicht der Fall“Im Grünen-Programm zur Bundestagswahl hieß es: „Wir wollen weg von der Provisionsberatung und schrittweise zu einer unabhängigen Honorarberatung übergehen.“

Für Banken und Sparkassen sind Provisionen, die sie zum Beispiel für den Vertrieb von Produkten oder im Immobiliengeschäft kassieren, eine wichtige Einnahmequelle – erst recht im seit Jahren anhaltenden Zinstief. Während der Zinsüberschuss sank, konnten im Jahr 2020 die seinerzeit 376 Sparkassen in Deutschland ihren Provisionsüberschuss steigern. Mit 8,5 Milliarden Euro machte diese Position etwa ein Drittel des Bruttojahresertrages der öffentlich-rechtlichen Institute aus.

Schon heute müssten infolge gesetzlicher Vorgaben Provisionen bei und nach der Beratung detailliert offengelegt werden, führte Schleweis aus. „Bei einer provisionsorientierten Beratung zahlen Kleinanleger wenig, Großanleger mehr. Wir halten ein solches solidarisches Finanzierungsmodell für besser und leistungsfähiger als ein System der Spaltung unserer Gesellschaft entlang ihres Vermögens.“ Eine Fokussierung auf Honorarberatung würde „die Schere zwischen vermögenden und weniger vermögenden Anlegern immer weiter öffnen“, warnte der Sparkassen-Präsident.