Blauer Garten bei Unterieser
Zum vierten Mal lud Udo Unterieser zum „Offenen Atelier“ nach Kershagen ein.
Haßlinghausen. Avantgarde-Künstler Yves Klein ist der Erfinder des monochromen Blaus. Der Mann mit dem blauen Glas ist er nicht. "Der Mann mit dem blauen Glas" könnte ein Synonym für Udo Unterieser sein. Der gelernte Kunstglaser, der an der damaligen Werkkunstschule Wuppertal bei Ernst Oberhoff studierte, liebt diese Farbe.
Ob Prunkgefäße, Glasperlen, Glasaugen, Spielzeug, technisches Glas, Kunsthandwerk und Glaskunst der Gegenwart - gerne bringt der Haßlinghauser seine Lieblingsfarbe bei all diesen Stücken ein. Anlässlich seines "Offenen Ateliers" gewährte Udo Unterieser jetzt Einblicke in sein kreatives Tun und öffnete ein Wochenende lang die Türen zu Werkstatt und Ausstellungsräumen.
"Inzwischen hat es Tradition. Seit 2005 feiere ich ein Mal jährlich dieses Fest", konstatierte der sympathische Künstler. In seinem Werkraum begrüßte er unter anderem Hans Christoph Goedeking, Architekt der "Synagoge Bergisch Land" in Wuppertal. "Kennst Du die noch?", fragte Unterieser schmunzelnd mit Blick auf die Skizzen der Fenster, die er damals für das Bauwerk geschaffen hat.
Zurzeit steht die Restauration anderer Fenster an, nämlich die der Thomaskirche in Wuppertal-Elberfeld. "Vor etwa zehn Jahren hatte es dort gebrannt. Mit einem kompakten Rot wird das Ereignis in den neuen Glasfenstern, die aber die alte Linienführung aufnehmen, dokumentiert", erklärte der Künstler seinen Zuhörern. Zwei dieser gläsernen Objekte, wovon jedes 20 Quadratmeter groß ist, gilt es noch zu gestalten.
Im Mittelpunkt standen an diesem Atelierwochenende natürlich alle gläsernen Schätze. "Was kosten denn diese Handschmeichler?", fragten zwei Frauen bei der Begutachtung kleiner Glasperlen und widmeten sich dann einer filigranen Schale - natürlich in Blau. "Da fehlt ja ein Stück", bemerkte eine. "Da haben Sie wohl zu fest angefasst", konterte Unterieser scherzend.
Neben eigenen Objekten zierten in Haus und Garten, wo Kalle Waldinger italienische Musik spielte, bemerkenswerte Skulpturen die Flächen. "Maßgeblich angeregt und gefördert von dem britischen Museumsdirektor Frank McEwen entwickelte sich Mitte der 60er Jahre eine Szene junger talentierter afrikanischer Steinbildhauer", führte Harald Nowoczin in die "Shona Sculpture", wie diese Stilrichtung genannt wird, ein.
Zu den ersten gehörten Yoram Mariga, "der Rodin Rhodesiens" John Takawira, Henry Munyaradzi, Nicolas Mukomberanwa und Joseph Ndandarika. Sie alle wurden später die führenden Repräsentanten der neuen Bewegung.
Ein Teil ihrer Nachfolger und die von inneren Bildern und den Mythen ihres Volkes, der Shona, inspirierte Exponate (Richard Mupumhas "Head" aus grünbraunem Serpentin, ein "Hard Thinker" von Singi Chihota und Barnasia Zwabatas "Rich Lover") konnten nun anlässlich Udo Unteriesers Offenen Ateliers begutachtet werden.