Frauenanteil bei 68 Prozent Der Weltfrauentag in der Stadtverwaltung Sprockhövel

Sprockhövel · In vielen Berufszweigen ist der Anteil der beschäftigten Frauen eher gering. In Verwaltungen von Kommunen sieht das aber anders aus - so auch in Sprockhövel.

Acht Frauen in der Stadtverwaltung Sprockhövel stehen stellvertretend für das Vertrauen in die weiblichen Mitarbeiterinnen. Hintere Reihe: Ingrid Döbbelin, Sabine Noll, Maren Schlichtholz (v.l.). Mittlere Reihe: Evelyn Müller, Maren van Norden und Ioanna Schmidt-Ioannidou (v.l.).Vordere Reihe: Catrin Kirchner und Susanne Görner (v.l.).

Foto: Stadt Sprockhövel

In Kommunalverwaltungen arbeiten bundesweit viele Frauen. So auch bei der Stadtverwaltung Sprockhövel: Hier liegt der Frauenanteil bei 68 Prozent. „Bei Außenterminen wurde ich schon oft auf die geballte Frauenpower im Rathaus angesprochen. Beim Unternehmensfrühstück im letzten Jahr beispielsweise. Während der Großteil der Teilnehmenden männlichen Geschlechts war, war die Verwaltung ausschließlich mit Frauen vertreten. Das fällt den meisten dann sofort auf“, so Bürgermeisterin Sabine Noll. „Bei Neueinstellungen kommt es uns nicht auf das Geschlecht an, sondern es zählt einzig und allein die Qualifikation und die Leistung der Kolleginnen und Kollegen.“

Neue Leiterin der Zentralen Gebäudebewirtschaftung

Mit einer guten Qualifikation überzeugt auch Catrin Kirchner, die seit Jahresbeginn die Position der Betriebsleiterin der Zentralen Gebäudebirtschaftung (ZGS) der Stadt Sprockhövel besetzt, um öffentliche Arbeits- und Lebensräume weiterzuentwickeln. Die 44-Jährige ist heute Architektin und Immobilienökonomin. Ihre berufliche Laufbahn begann sie mit einer Ausbildung zur Schreinerin. Im Weiteren war sie im Planungsbüro mit dem Schwerpunkt in der Stadt- und Projektentwicklung tätig. Erfahrung in der Bewirtschaftung von Gebäudeständen sammelte sie zuletzt bei der LEG Wohnen NRW. Bis zum Sommer leitet sie gemeinsam mit Ralph Holtze die ZGS, der dann in den Ruhestand verabschiedet wird. Damit bekleidet sie eine Führungsposition, in denen Frauen grundsätzlich – und auch in der Kommunalverwaltung – immer noch unterrepräsentiert sind.

„Der analytische und rationale Blick, der als Voraussetzung für Führungstätigkeiten gilt, wird Frauen leider noch oft abgesprochen. Stattdessen seien sie zu emotional, zu sprunghaft zu wenig durchsetzungsfähig“, erklärt Maren van Norden, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Sprockhövel. „Gerade im Technik- und Finanzbereich, der klassischerweise Männern zugeschrieben werden, sind Frauen in Deutschland flächendeckend unterrepräsentiert. Oft müssen sie sich besonders beweisen und es fehlt an weiblichen Vorbildern.“

An weiblichen Vorbildern mangelt es in Sprockhövel nicht. Catrin Kirchner (ZGS) bewegt sich in einer Männerdomäne, ebenso Susanne Görner als Fachbereichsleitung des Bereichs Bauen/Wohnen/Planen/Umwelt. „Ich hatte in meinem beruflichen Werdegang immer das Glück, gleichberechtigt arbeiten zu können. Diskriminierung wurde vonseiten meiner Arbeitgeber nicht akzeptiert und widersprach dem Wertekodex der Unternehmen. Diese selbstverständliche, fachlich fokussierte Arbeitsweise nehme ich mit in die neue Stellung bei der ZGS, damit Potenziale, Ideen und Chancen auf fruchtbaren Boden fallen“, so Kirchner. „Ich hatte als Architektin keine Probleme in einer Männerdomäne, obwohl früher noch viel weniger Frauen vertreten waren. Als Frau in der Stadtplanung versuche ich immer alle Aspekte zu berücksichtigen und die Stadt lebenswerter zu gestalten. Das fängt bei der Vermeidung von Angsträumen an und geht bis zur Stadtgestaltung, zum Beispiel bei Materialauswahl in den Baugebieten“, ergänzt Görner. Auch Sabine Noll als erste Bürgermeisterin der Stadt Sprockhövel ist ein Beispiel dafür, dass man als Frau in männlich dominierten Bereichen erfolgreich sein kann. „Ein sehr beeindruckendes und schönes Erlebnis war für mich der Besuch einer Schülerin, die gerne Bürgermeisterin werden möchte. Ich habe ihr die Arbeit im Rathaus gezeigt und sie darin bestärkt“, so Sabine Noll.

Frauen in Führungspositionen: Noch Luft nach oben

Zurzeit machen Frauen 14,2 Prozent der Verwaltungsspitzen in kreisangehörigen Kommunen in NRW aus. Der EN-Kreis ist Teil des neuen Förderprogramms Kommune – Frauen in die Politik. „Wir haben zwar in Sprockhövel einige Frauen in Führungspositionen, doch auch bei uns haben wir noch keine paritätische Besetzung der höchsten Führungspositionen erreicht. Vorbilder und der Abbau von Geschlechterstereotypen sind das eine, eine große Rolle spielt auch das Thema Vereinbarkeit von Familie/Pflege und Beruf unter anderem in Bezug auf die gerechte Verteilung von Sorgearbeit und die explizite Förderung von Nachwuchskräften“, so Maren van Norden.

Hier möchten Personalabteilung, Bürgermeisterin und Gleichstellungsbeauftragte auch in Zukunft an einem Strang ziehen und Rahmenbedingungen und Strukturen hinterfragen.

Der Internationale Frauentag trägt dazu bei, auf bisherige Fortschritte und Erfolge hinzuweisen, aber auch daran zu erinnern, was es noch zu erreichen gilt, hin zu einer geschlechtergerechten Arbeitswelt.

(red)