Ein Aktionstag soll immun machen gegen Rassismus
Schüler der Wilhelm-Kraft- Gesamtschule erlebten Zeitzeugen, beschäftigten sich mit Flüchtlingen und dem Islam.
Sprockhövel. Wenn Fritz Eierding von seinen Erlebnissen in der Nazi-Zeit spricht, dann muss er bisweilen mit den Tränen kämpfen. „Das waren unvergessliche Tage“, sagt er mit belegter Stimme, während er vor der Klasse 5d der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule aus seiner Kindheit erzählt.
Der 84-jährige Zeitzeuge berichtet von den ersten Kriegstagen im September 1939 und davon, wie die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Die etwa dreißig Schüler der Klasse hören mit viel Interesse zu und stellen Nachfragen.
Die Erinnerungen des Rentners waren einer von zahlreichen Punkten, die beim Aktionstag zum Thema „Schule gegen Rassismus — Schule der Vielfalt“ auf dem Programm standen. Alle Klassen der Gesamtschule waren aufgerufen, sich mit dem Thema zu befassen.
Da trat unter anderem der Autor Dirk Reinhardt vor den neunten und zehnten Klassen auf und las aus seinem Jugendbuch „Edelweißpiraten“, das von dem jugendlichen Aufbegehren gegen die Nationalsozialisten erzählt.
Die sechsten Klassen befassten sich mit der Lage von Flüchtlingen aus Syrien, der elfte Jahrgang bereitete seine Stufenfahrt im März nach Weimar und ins ehemalige KZ Buchenwald vor.
Vor allem wenn das Thema Rassismus lebendig vorgetragen wurde, waren die Schüler angetan. So wie bei den Schilderungen des Zeitzeugen Eierding: „Ich finde es gut, dass es noch Menschen gibt, die das wissen und davon berichten“, sagte die zehnjährige Stina Beckmänning. „Das ist besser, als wenn man es nur im Buch davon liest oder es im Fernsehen sieht.“ Klassenkamerad Kilian Mühlenbeck (11) fand die Veranstaltung „spannend“ und „manchmal auch bedrückend“.
Mehr mit der Gegenwart und der Globalisierung befassten sich die Schüler der 13. Jahrgangsstufe. Sie nahmen an einer Diskussionsveranstaltung mit Saraswati Albano-Müller teil. Die gebürtige Inderin ist der Trägerin des Integrationspreises der VHS im Ennepe-Ruhr-Kreis. Sie berichtete über Erfahrungen in Deutschland, ihren Problemen mit dem Erlernen der deutschen Sprache und dem Heimischwerden hierzulande.
Die Sprache sei dabei „nur eine Sache“, erklärte die Referentin im Sari. Um sich „im fremden Land wohl zu fühlen“, müsse man sich auch auf die Kultur einlassen. Die eigenen Sitten und Gebräuche könnten dann auch erhalten bleiben, sagte Albano-Müller.
Mehrere Schüler nutzten die Gelegenheit, mit ihr und Makiko Hamaguchi-Klenner, der Bochumer Professorin für Ostasienwissenschaften, zu sprechen. Darunter auch der 19-jährige Björn Buschmann: „Interessant war, dass beide auch deutlich gemacht haben, was man von Deutschland lernen kann.“