Eine Lärmschutzwand für ein neues Lebensgefühl

Familie Marburger wohnt direkt an der A 43. Seit Jahren kämpfen sie um ein bisschen Ruhe — morgen beginnen die Bauarbeiten.

Eine Lärmschutzwand für ein neues Lebensgefühl
Foto: Stefan Fries

Haßlinghausen. Ab August erwartet Dieter Marburger ein neues Lebensgefühl. Eines, das laue Sommerabende im Garten beinhaltet und Schlafen bei offenem Fenster — etwas, das bislang „total unmöglich“ ist, wie der 50-jährige Haßlinghauser sagt. Denn gemeinsam mit seiner Frau und seinem 14-jährigen Sohn wohnt er an der Schwelmer Straße, in einem Mehrfamilienhaus, in dem auch die mehr als 80 Jahre alten Großeltern leben. 30 Meter entfernt: die A 43.

Als die Familie in den 70er-Jahren das Haus baute, war der Verkehr geringer, sagt Marburger. „Und wir waren froh, ein Baugrundstück zu bekommen.“ Mittlerweile hat sich die Situation gewandelt. „Der Lärm ist unerträglich. Sich im Garten aufzuhalten können Sie vergessen, bei offenem Fenster schlafen ist unmöglich. Das ist belastend.“

Der Kampf, den die Familie um ein wenig Linderung führt, dauert schon viele Jahre. „Wir haben Unterschriften gesammelt, einen Rechtsanwalt kontaktiert“, zählt Marburger auf. Auch die Stadt Sprockhövel habe er um Hilfe gebeten. „Dort hieß es, dass so wenige Leute betroffen sind, dass die Stadt nicht aktiv werde“, sagt er. „Immerhin stehen hier zehn Häuser in unmittelbarer Nähe, etwa 50 Personen sind betroffen.“

Dieter Marburger

Vor rund vier Jahren dann ein letzter Versuch: eine Online-Petition, gerichtet an das Land NRW. Zwischenzeitlich lagen die Nerven so blank, dass auch ein Umzug erwogen wurde: „Nach dem Schreiben der Stadt Sprockhövel haben wir uns ein Haus in Gevelsberg angesehen. An einen Erfolg haben wir schon nicht mehr geglaubt.“ Umgezogen sind Marburgers dann aber nicht. Immerhin hat Dieter Marburger einen Großteil seiner Kindheit an der Schwelmer Straße verbracht, „und gut zu vermieten wäre das Haus wegen des Lärmpegels auch nicht“, vermutet er.

Tagsüber herrschen auf dem Grundstück der Familie rund 71 Dezibel, so Manfred Klein vom zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW. Nachts sind es etwa 65 Dezibel. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer in einem Meter Entfernung entspricht 100 Dezibel, ein Düsenflugzeug in 100 Metern Entfernung 110 Dezibel. Mit Gehörschäden bei langfristiger Einwirkung ist ab 83 Dezibel zu rechnen.

Jetzt wird Abhilfe geschaffen. Der Petitionsausschuss des Landes NRW hat die Online-Petition anerkannt. Die Straßen.NRW-Autobahnniederlassung Hamm baut eine Lärmschutzwand; morgen beginnen die Arbeiten. Zwischen den Anschlussstellen Sprockhövel und dem Autobahnkreuz Wuppertal-Nord in Fahrtrichtung Wuppertal wird die Baustelle eingerichtet.

„Das wird die Lautstärke um etwa zehn Dezibel senken“, sagt Manfred Klein. „Das ist reichlich und halbiert ungefähr die Lautstärke.“ Dieter Marburger und seine Familie atmen auf: „Wir sind glücklich, dass wir im August dieses Ding hier haben — und dass wir Bürger uns doch so einbringen können.“