Gesellschaft und Soziales Toys-Company-Aus in Wuppertal: „Kitt der Gesellschaft“ geht verloren
Wuppertal · Die Qualifizierungsmaßnahme des Jobcenters ist den massiven Kürzungen im Bundeshaushalt zum Opfer gefallen.
Für den Stadtteil ist es ein herber Verlust. Kurz vor Jahresende kündigte die Toys Company der Dekra-Akademie die Schließung ihres Standorts an der Corneliusstraße an. Am 1. Januar wurde hier der Betrieb endgültig eingestellt. Lediglich die Zweigstelle in Barmen konnte mit 25 Beschäftigten gerade noch erhalten bleiben. Insgesamt mussten 75 Prozent aller Plätze gestrichen werden. Hintergrund sind massive Kürzungen im Bundeshaushalt. Dieser sieht vor, die Finanzmittel für die Jobcenter um 1,25 Milliarden Euro zu reduzieren. Das wäre die dritte Kürzung in Folge. Laut dem Bündnis „Sozial im Tal“, in dem sich zahlreiche große Träger wie die Caritas, das Rote Kreuz und die Diakonie zusammengeschlossen haben, werden dadurch die verfügbaren Kapazitäten halbiert. Das betrifft den Zugang zu Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen zum sozialen Arbeitsmarkt. Mit der Schließung der Toys Company im Stadtteil zeigen sich nun deutlich die konkreten Auswirkungen.
„Damit verschwindet hier eine wichtige Maßnahme, die bedürftigen Arbeitslosen eine Arbeitsgelegenheit und damit die Chance auf Wiedereingliederung ins Arbeitsleben bot“, bedauert Sascha von Schwedler, Verwalter des Vohwinkeler Standorts. Durch solche Arbeitsgelegenheiten (AGH) und über das Teilhabechancengesetz bekommen Arbeitssuchende in der Toys Company eine berufliche Perspektive. Das ist nun zumindest in Vohwinkel Vergangenheit.
Gebrauchtes Spielzeug wurde in Handarbeit aufbereitet
Dort hatten die Mitarbeiter immer wieder für strahlende Kinderaugen gesorgt. Die Toys Company der Dekra-Akademie sammelt gebrauchtes Spielzeug und arbeitet es in sorgfältiger Handarbeit wieder auf. Damit bekommen die Sachen eine zweite Chance und landen nicht im Müll. Davon profitieren bedürftige Familien sowie soziale Einrichtungen. „Für die Betroffenen verschwindet nicht einfach nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ihre sinnstiftende Tätigkeit, die ihnen soziale Teilhabe ermöglichte. Und Spielzeug findet seinen Weg nicht zu den Stellen, wo es gebraucht wird“, stellt Sascha von Schwedler klar.
Für ihn sind die Kürzungen im Sozialbereich grundsätzlich besorgniserregend. „Das betrifft ja nicht nur uns, so geht es vielen Institutionen, Vereinen und Ehrenamtlichen“, betont er. Zudem sei die Beteiligung der Toys Company an Veranstaltungen wie dem Vohwinkel-Tag oder dem Miteinanderfest für alle Beteiligten immer sehr motivierend gewesen. „Die Begegnungen und der Austausch an diesen Tagen sind elementar zur Stärkung des sozialen Miteinanders. Hier wird für die Allgemeinheit sichtbar, was der Einzelne Wertvolles leistet, und hier findet übergreifend soziale Begegnung statt“, so von Schwedler. Institutionen wie die Toys Company seien der „Kitt einer Gesellschaft“, der „soziale Schmierstoff“ der das Miteinander lebenswert mache.
Im Stadtteil wird das Aus für die Einrichtung sehr bedauert. „Das ist wirklich eine traurige Nachricht“, betont Aktion V-Vorsitzender Michael Spitzer. Die Werbegemeinschaft hatte sich aktiv für eine Weiterführung eingesetzt, bisher konnte allerdings noch keine Lösung gefunden werden. Auch die Politik zeigt sich betrübt über das Ende des Standorts. „Leider scheinen die Würfel hier gefallen zu sein. Wir befürchten, dass die Kürzungen auch andere Einrichtungen betreffen werden“, so Bezirksbürgermeister Georg Brodmann (SPD).
Sascha von Schwedler bedankt sich im Namen der Toys Company ausdrücklich für die Unterstützung. Die Toys Company Vohwinkel sei eng mit der Region verbunden gewesen. Nun bleibe die Frage, wie den negativen Auswirkungen der Kürzungen im sozialen Bereich entgegengewirkt werden könnte. „Diese Aufgabe kann nicht allein durch bürgerschaftliches Engagement geleistet werden“, findet von Schwedler.