Solo in der „Insel“ Comedienne Negah Amiri begeistert das Wuppertaler Publikum

Wuppertal · Die Preistägerin des Deutschen Comedypreis 2023 in der Kategorie beste Nachwuchskünstlerin brachte mehr als 200 Zuschauer zum Lachen.

Negah Amiri sorgte für viel Gelächter im Publikum, sprach aber auch ernste Themen an. Ihr Appell: „Lasst uns wählen gehen.“

Foto: Taro Kataoka

Mit Schlagfertigkeit und Charme hat sich Negah Amiri an die Spitze der Comedy-Liga gespielt. Der Deutsche Comedypreis 2023 als beste Nachwuchskünstlerin hat ihrer Medienpräsenz einen kräftigen Schub gegeben. Die Kölnerin moderiert Fernseh- und Radioformate, füttert die Sozialen Medien mit Gags und tourt derzeit mit ihrem Solo-Programm „Leben im Griff“. Dass sie in Wuppertal Station machte, verdankte sich der Initiative von Csilla Letay (Salon Knallenfalls) und der „Insel“. Ihren Auftritt an der Wiesenstraße erlebten am Freitag 200 Gäste.

„Das ist ja mal ein gemischtes Publikum“, freute sie sich über Fans, die von Xanten bis Paderborn angereist waren. Die Deutsch-Iranerin ließ sich von den unterschiedlichen Hintergründen der Anwesenden inspirieren, indem sie persische Vokabeln in die Stand-up-Nummern einbaute oder ihre Türkischkenntnisse anbrachte. Für Amiri ist Vielfalt der beste Garant, um zusammen eine gute Zeit zu haben: „Es ist für mich Party.“

Damit war das entscheidende Stichwort gefallen. Mit 31 Jahren möchte die Comedienne Abschied nehmen vom früheren Leben als „Partymaus“. Nach 20 Uhr ausgehen? Vergiss es! Na ja, schränkte sie gleich wieder ein, mit einem bestimmten Satz kriegten ihre Freundinnen sie immer noch rum: „Schatz, wir machen ein paar gute Bilder dabei.“ In Sachen Liebe nimmt sie es umso genauer: „Es ist Zeit für Reihenhaus und Familie.“ Als die Rede auf ihren aktuellen Partner kam, stieg die Stimmung im Saal rasant. „Er ist so deutsch, dass er eine Jack-Wolfskin-Jacke trägt“, erzählte Amiri und beteuerte unter vielstimmigem Gelächter: „Leute, das find ich sexy.“

Allerdings forderte die Suche nach dem ersten deutschen Freund ihre interkulturelle Kompetenz heraus. Während ihre Verflossenen Spendierhosen anhatten, erlebte sie nun Männer, die sich achselzuckend zum Essen einladen ließen: „Am Ende war ich pleite.“ Und wenn ihr jemand nach dem fünften Date ein „Feedbackgespräch“ vorschlage, sei es endgültig vorbei.

Große Hürden nach Abitur und Studium

Die satirische Zuspitzung nahm Amiri auch dann nicht zurück, als es um die Flucht ihrer Familie aus dem Iran und den Neuanfang in Deutschland ging. Auf der Schule wurde sie wegen der Ähnlichkeit ihres Vornamens mit einem rassistischen Schimpfwort schlimm gemobbt. „Bis heute habe ich Angst, meinen Namen zu nennen.“ Auch nach Abitur und Studium mussten große Hürden genommen werden: „Allein bis ich den deutschen Pass bekommen habe, das war so anstrengend.“ Mit der zuständigen Beamtin habe sie eine regelrechte Hassliebe gepflegt.

Wie bei einer guten Party gab es an diesem Freitagabend auch ein Mitmachspiel. Alle, die wollten, konnten eine Frage für die Frau auf der Bühne aufschreiben. Nach der Pause ging sie die gesammelten Zettel durch, und jede Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Was hältst du von Dating-Apps?“, lautete eine Frage – und Amiri empfahl eine analoge Alternative: „Geh nach Düsseldorf in einen Club.“

Andere Fragen gingen ans Eingemachte: „Wie hat deine Mutter auf deinen Job reagiert?“ Ihre Eltern, die so viel Wert auf Integration in die deutsche Gesellschaft legen, hätten sie lieber als Ärztin oder Juristin gesehen. Die Mutter hatte sogar drei Wochen nicht mit ihr gesprochen. Dann sah sie ihre Tochter bei einem Fernsehauftritt und änderte ihre Meinung: „Siehst du, ich hab es dir immer gesagt.“ Ob sich Amiri zum Thema „Remigration“ äußern wolle, fragte eine Zuschauerin. Die Antwort der Comedienne erntete tosenden Applaus: Rassismus sei mit das Schlimmste auf der Welt. Deshalb lautete ihr Appell: „Lasst uns wählen gehen, bevor andere entscheiden und die Falschen an die Macht kommen.“