Genossenschaft: Mieter fordern Entschädigung nach Verkauf
Weil ihre Wohnungen an einen privaten Investor verkauft wurden, sehen sich Mieter im Nachteil.
Haßlinghausen. „Es ist alles satzungsgemäß abgelaufen, wir sind uns keiner Schuld bewusst.“ Mit diesen Worten begründet Berndt Erlenkötter, Geschäftsführer der Schwelmer & Soziale Wohnungsbaugenossenschaft, die Nicht-Teilnahme an einer Mieterversammlung am Montagabend in Haßlinghausen. Der Mieterbeirat der Häuser Gevelsberger Straße 33-43 und Steinklippe 84 hatte Vorstand, Aufsichtsrat und Vertreterversammlung der Baugenossenschaft zu einem Gespräch eingeladen. Hintergrund ist der Verkauf der Genossenschaftshäuser Anfang des Jahres an die Unternehmensgruppe Dr. Lohbeck.
Der Mieterbeirat kritisierte, dass er über die Verkaufsentscheidung erst nach Vollzug informiert wurde und der Verkauf „im Geheimen“ stattfand (die WZ berichtete). Zudem wollen die Mieter eine Verschlechterung des Services und unzureichende Reparaturen seit dem Besitzerwechsel ausgemacht haben.
Vier Forderungen stellte der Beirat an die Baugenossenschaft: Allen Mietern soll auf Wunsch gleichwertiger Wohnraum der Genossenschaft angeboten und anfallende Umzugskosten sollen übernommen werden, für entgangene Rechte als Genossenschaftsmieter wird ein finanzielller Ausgleich gefordert, und von Aufsichtsrat und Vorstand werden personelle Konsequenzen erwartet.
Schriftlich ließ Erlenkötter mitteilen, dass die Baugenossenschaft auf die Forderungen nicht eingehe, „weil wir uns nichts vorzuwerfen haben“. Sollte einer der betreffenden Mieter umziehen wollen, werde ihm zudem ohnehin ein Angebot aus dem verfügbaren Bestand der Genossenschaftswohnungen gemacht.
Manuel Traber, einer der betroffenen Mieter, will sich mit diesen Antworten nicht zufriedengeben, er plant, juristische Schritte einzuleiten. „Der Verkauf hat stattgefunden, ohne dass wir informiert wurden. Zudem möchte ich eine Kompensation dafür haben, dass ich Vorteile als genossenschaftlicher Mieter verliere und jetzt wieder Mieter auf dem freien Markt bin.“ Ob sich noch weitere Mieter beteiligen, sei noch offen. „Wir wollen erst prüfen, wer entsprechend rechtschutzversichert ist“, sagt Jörg-Jan Stoof vom Mieterbeirat im Hinblick auf drohende Kosten.
Thematisiert wurde am Montag auch ein schlechterer Service, den die Mieter seit dem Besitzerwechsel ausgemacht haben. „Seit Wochen ist im Keller das Licht kaputt, und es passiert nichts“, klagt Mieterin Sabine Rost. Eine kaputte Scheibe hätten die Nachbarn selbst ersetzt, und als die Klingelanlage ihrer Wohnung defekt gewesen sei, habe die Reparatur erst nach drei Tagen stattgefunden. „Früher ging das innerhalb von 24 Stunden“, sagt Rost. Eine von der Lohbeck-Gruppe beauftragte Hausverwaltung ist für Reparaturen und Service zuständig. Rolf Lohbeck zeigte sich über die Kritik der Mieter überrascht. „Wir zahlen doch ständig Rechnungen für Reparaturen, da passiert doch unheimlich viel.“