„Familien haben mehr Probleme als früher“
Mit einer Kampagne will das Jugendamt seine Arbeit vorstellen.
Sprockhövel. Zum Jugendamt gehen? Für Eltern, die Probleme bei der Erziehung ihrer Kinder haben, ist das oft eine hohe Hemmschwelle. Andere wiederum nehmen mögliche Hilfen vom Jugendamt gar nicht erst in Anspruch — weil sie nichts davon wissen. „Das Leistungsspektrum des Jugendamtes ist längst nicht allen bekannt“, sagt Evelyn Müller, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales. Eine bundesweite Kampagne, die die Arbeit der Jugendämter transparenter machen soll, wird nun auch vom Sprockhöveler Jugendamt aufgegriffen.
„Die Wahrnehmung unserer Arbeit hat sich in den letzten Jahren schon verändert, aber sie wird doch auch noch negativ empfunden“, sagt Ilse Crefeld vom Sachgebiet Jugend, Familie und Schule. Nicht nur die Wahrnehmung habe sich verändert, auch die Arbeit selbst. „Die Familien haben zunehmend mehr Probleme als früher“, beobachtet Crefeld und erklärt diese Entwicklung auch damit, dass die heutigen Familien immer kleiner werden. „Es gibt einfach weniger Kinder als früher und die Familienstrukturen sind anders geworden.“ Komme es dann zu Problemen, fehle oft der nötige Rückhalt.
Und wie kann das Jugendamt helfen, wenn sich beispielsweise eine Mutter mit der Erziehung ihres Sohnes überfordert fühlt? Crefeld erklärt: „Am Anfang steht erst mal eine Beratung, in der geprüft wird, woher die Probleme kommen. Vielleicht liegt es am Wohnumfeld oder die Probleme beziehen sich auf die Schule oder die Eltern leben gerade in Trennung, es kann viele Ursachen geben.“ Je nach Fall werde dann reagiert und etwa Kontakt mit der Schule aufgenommen oder das Kind dem jugendpsychiatrischen Dienst vorgestellt.
Rund 60 Mitarbeiter sind für das Jugendamt tätig, ihre Aufgabenfelder stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen. „Im August 2010 wurde beispielsweise in 60 Fällen flexible ambulante Hilfe geleistet“, sagt Müller. Hinzu kommen 13 Fälle von Erziehungsbeistandschaften und zwölf Fälle von sozialpädagogischer Familienhilfe. In zwei Fällen wurde auch Hilfe für junge Volljährige geleistet. „Unsere Arbeit zielt immer in erster Linie auf das Kindeswohl“, betont Evelyn Müller. Unsere Aufgabe ist es, Kinder, deren Schutz in Gefahr ist, zu retten.“ Dass ein Kind von seiten des Jugendamts aus einer Familie genommen würde, sei ein seltener Extremfall.