Haßlinghausen, das eilige Dorf
Paul Derks erklärt in seinem neuen Buch, wie der Ort an seinen jetzigen Namen kam.
Sprockhövel. Wer etwas Abenteuerliches erlebt hat, möchte benennen, wo es sich zugetragen hat. Da gibt es für Zuhörer kaum Zäheres als umständliche Beschreibungen wie diese: "Das war gegenüber der Tankstelle, wo wir Ostern den Freund von dieser Ursula getroffen haben, die mit mir zur Schule gegangen ist. Zur Grundschule, nicht zum Gymnasium."
Um derlei gedankliche Umwege zu vermeiden, haben sich Menschen auf Straßen- und Siedlungsnamen verständigt. In ihnen steckt ein kleines Stück Geschichte und häufig ein viel größeres Stück an Rätseln. Was etwa mag das Wort Sprockhövel bedeuten, woher kommt es?
Die Siedlungsnamen der Stadt Sprockhövel nimmt Paul Derks in einem Buch unter die Lupe, das gerade noch pünktlich zur Local-Heroes-Woche erschienen ist. Eines muss vorab gesagt werden: Das Buch liest sich vordergründig gerade so umständlich wie die eben erwähnte Umschreibung der Tankstellen-Szenerie.
Das hat einen guten Grund, denn Derks, Professor der Deutschen Philologie im Ruhestand, arbeitet nach streng wissenschaftlichen Methoden, verzichtet also auf wohlfeile Spekulationen und belegt all seine Ausführungen mit oftmals kommentierten Quellennachweisen. So ergibt sich ein Apparat von 1.608 Anmerkungen und ein 31-seitiges Literaturverzeichnis.
Die Herkunft des Namens Sprockhövel ist also nicht mal eben so mit links erklärt, sondern zieht sich über zwölf Seiten hin, während für Niederstüter immerhin noch eine Seite abfällt. Doch keine Angst, mit Oberstüter muss sich der Leser hernach nicht befassen, wenngleich anzumerken bleibt, dass einst die Comedy-Barden um Ingo Insterburg behaupteten, Oberhausen sei die Stadt, in der die Ober hausen.
Vor solchen Witzeleien verschließt sich Wissenschaftler Paul Derks nicht, nein, er beweist immer wieder Sprachwitz, weiß Sachverhalte kurzweilig darzustellen, auch wenn das Gesamtwerk zunächst wie ein schwerer, zäher Brocken anmutet. Dabei bleibt er beharrlich bei jener deutschen Rechtschreibung, die vor der verwirrenden Reform existierte. Der Vorteil dieser Methode: Neue Verwischungen werden vermieden, Haßlinghausen wird nicht zu Hasslinghausen, das es eigentlich nach den neuen Regeln werden müsste.
Sehr wohl blickt Derks aber auf die Etappen zurück, die der Ortsname im Laufe der Geschichte durchmachte: van Haistlinchuyß, van Hastlinchuyß, van Haistlinchusen, inder Hastynkhuser bur. Dass Haist im Laufe der Zeit verworfen wurde und Hast langlebiger war, deutet Derks nachvollziehbar: Gemeint war Hast, also die Eile. Spannend ist es allemal, den Überlegungen des Sprachwissenschaftlers zu folgen.