Im Krieg abgeschossen: Veteran sucht Spuren

1945 wurde der Engländer Stan Instone über Sprockhövel abgeschossen. Nach mehr als 68 Jahren kehrt der heute 88-Jährige zurück.

Sprockhövel. Es ist die Nacht des 21. Februars 1945, 2 Uhr. Alliierte Bomberverbände sind im Anflug auf Dortmund. Unter ihnen die Lancaster des 20-jährigen Bordingenieurs Stan Instone, aufgestiegen in Middelton St. George, England. Die Flughöhe in der Nähe Sprockhövels beträgt 18 000 Fuß.

Die Lancaster wird von Flak beschossen, der Steuerbordtank getroffen, die Tragfläche brennt, der Bombenschacht fängt Feuer — der Pilot gibt das Kommando zum Aussteigen. Er und sein Navigator werden nicht überleben. Die anderen fünf Mitglieder der Crew können sich mit dem Fallschirm retten. „Jetzt ist der Krieg für dich zu Ende“, geht es Instone durch den Kopf. Die Maschine schlägt auf einem Acker von Hof Hiby auf.

7. August 2013, an der Absturzstelle von damals. Stan Instone, 88 Jahre alt, seine Frau Jenny, sein Sohn Mark, dessen Frau Vanda und Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins schauen über das Gelände. Einiges hat sich verändert, auch durch den Bau der A 43. 2008 war es gewesen, dass Mark Instone mit der AG Luftkriegsgeschichte Rhein/Mosel Kontakt aufgenommen hatte. Die konnte die Absturzstelle zuordnen. Mit Metalldetektoren machten sich Heimatforscher und AG-Mitglieder auf Spurensuche. Gefunden haben sie nichts mehr.

Dieter Hiby aber brachte ein Aluminiumteil, das noch auf dem Hof lagerte: ein Teil der Rudervorderkante des Höhenruders. Die Teilenummer ließ sich der kanadischen Maschine — Instone war der einzige Engländer an Bord — zuordnen.

„Ich habe lange gezögert, herzukommen“, sagt Instone. „Jetzt bin ich froh, dass ich es getan habe. Ich bin überwältigt, auf so viel Gastfreundschaft, auf so viel Freundschaft gestoßen zu sein.“ Ein Besuch in der Heimatstube, mit einer Stadtführerin durch Hattingen, das unerwartet grüne Ruhrgebiet, das ist das eine. Das andere: „Mich haben die Ereignisse von damals niemals losgelassen“, sagt Instone. Damals als Kriegsgefangener zu sehen, was die Angriffe am Boden bewirkt haben, das habe er sein Leben lang mit sich getragen. Instone: „Dieser Besuch ist wichtig für mich, es hilft.“

Instone erzählt von seiner Gefangennahme, von dem Jungen, der zum Dolmetschen geweckt wurde, von den ersten Tagen im Dorfgefängnis, von dem er nur weiß, dass es einen schwarzweißen Fußboden hatte. Dann wird er auf einem Luftwaffenstützpunkt bei Dortmund interniert, später nach Nürnberg verlegt. Da sind die fünf Überlebenden der Crew wieder zusammen. Vor den anrückenden Amerikanern geht es Richtung München. Dann sind die Amerikaner da.

7. August 2013. Instone steht im Garten der Heimatstube. Er ist wirklich zu Ende, der Krieg.