Im Planwagen zu Mini-Bühnen

Bei einer Aktion der Kunst und Kultur Initiative gab’s die Gelegenheit, drei Ateliers zu besuchen.

Sprockhövel. Am Samstagvormittag machten sich 15 Kunstinteressierte in einem Planwagen auf. Das Ziel: Die Arbeiten dreier Künstler aus Sprockhövel, die im Rahmen der Aktion der Kunst und Kultur Initiative Sprockhövel in verschiedenen Ateliers ausgestellt waren.

Zunächst standen Besuche der Malerinnen Irmhild Schaefer und Inge Knorr auf dem Programm, auf die der Höhepunkt der Veranstaltung folgte. Nach ihrer Rückkehr zum Startpunkt der Tour, dem Hof der Kornbrennerei Hegemann, erwartete die Teilnehmer der österreichische Bühnenbildner Jeremias Vondrlik, der bei der Ankunft mit einer Zigarette im Mund in der Eingangstür seines Ateliers stand, um seine Gäste zu begrüßen. Gleich mit seinen ersten Worten zog der Künstler seine Zuhörer sichtlich in den Bann. „Eigentlich spiele ich immer noch mit Puppenhäusern“, erklärte Vondrlik seinen Beruf.

In seinem Atelier hatte der 58-Jährige kleine schwarze Boxen mit einer einsehbaren Seite aufgestellt. Darin befanden sich Miniaturausgaben von Bühnenbildern verschiedener Theaterstücke wie TKKG oder Bonney und Clyde — die Endprodukte langer Arbeitsphasen des Bühnenbildners. Um derartige Projekte zu beginnen, macht sich Vondrlik zunächst mit den Grundrissen der Theaterhäuser vertraut, kalkuliert die Kosten, die Arbeitszeiten sowie den Umbau der einzelnen Bühnenszenen. „Die Bilder entstehen schon während der Kalkulation in meinem Kopf“, erzählt der Künstler. „Und dann setze ich mich vor den schwarzen leeren Kasten und gucke einfach nur Fernsehen.“

Um seine Fantasiebilder in die Realität zu übertragen, begibt sich der Bühnenbildner auf Materialsammlung, leiht sich Bücher aus, kopiert Fotos, besucht seine Freunde auf dem Schrottplatz, um günstig an Eisen zu kommen. „Deswegen habe ich auch so viel Müll,“ sagt Vondrlik mit einem Augenzwinkern und verweist auf seinen Fundus.

Mit seiner Kunst versucht der gebürtige Wiener die Menschen in andere Welten zu locken, sie an die Hand zu nehmen, in einen Raum zu führen und dort zu fesseln. Da Vondrlik früher selber Theater gespielt hat, kenne er auch die Seite der Akteure. „Mein Bühnenbild soll nur eine atmosphärische Hilfestellung sein, im Mittelpunkt muss immer der Schauspieler stehen.“

Vondrlik arbeitete bereits mit Regisseuren aus Berlin und Münster zusammen und war lange Zeit am Oldenburger Staatstheater beschäftigt. Jedoch hat er sich vor fünf Jahren Schee als neue Heimat ausgesucht. Einerseits haben viele Theater aus der Region Interesse an seiner Arbeit, erklärt er. Außerdem gebe es in Wuppertal einen der besten Stoffläden, die ihm die Arbeit erleichtern. Vondrlik kreiert nämlich nicht nur das Bühnenbild, sondern auch noch die Kostüme der Schauspieler.

Hannelore Scheer und Edith Hering, zwei der 15 Teilnehmer der Aktion, nahmen auch dank des Bühnenbildners neue Erkenntnisse mit nach Hause. Zum Abschluss feuerte Jeremias Vondrlik noch den Grill in seinem Garten an und verköstigte seine Gäste. „Ich glaube, es ist uns am heutigen Tag ganz gut gelungen, Kunst in Sprockhövel bekanntzumachen,“ sagte Karin Hockamp, Vorsitzende der Kunst und Kultur Initiative Sprockhövel abschließend.