Kriminalität: Opfer erstatten öfter Anzeige
Die Aufklärungsquote im Kreis ist vorbildlich. Die Zahl der Kriminalfälle ist dennoch angestiegen.
Ennepe-Ruhr-Kreis/Sprockhövel. Würde jemand alle Landkreise in Nordrhein-Westfalen nach ihrer Sicherheit ordnen, der Ennepe-Ruhr-Kreis stünde an siebter Stelle. Die Aufklärungsquote liegt mit 57 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt, die Zahl der Diebstahlsdelikte konnte im vergangenen Jahr deutlich reduziert werden und Intensivtäter werden regelmäßig kontrolliert.
So weit so gut. Dennoch ist die Zahl der Kriminalitätsfälle im vergangenen Jahr angestiegen. Das geht aus der gestern veröffentlichten Kriminalitätsstatistik hervor.
Insgesamt wurden in 12 697 Fällen Anzeigen erstattet, das sind 535 Fälle mehr als noch im Jahr zuvor. Der Grund? "Im vergangenen Jahr haben wir so häufig mit Internet-Betrugsfällen zu tun gehabt, wie noch nie zuvor. Insgesamt zählen wir 509 Anzeigen", resümiert Volker Schmidt von der Kreispolizei. Die verteilen sich auf drei Täter aus dem Kreis, die unabhängig voneinander Diebesgut bei einem Internetauktionshaus angeboten oder Geld kassiert haben, ohne die angepriesene Ware auszuliefern.
Ebenfalls alarmierend: Die Zahl der Sexualdelikte ist deutlich angestiegen. Insgesamt wurden 125 Fälle angezeigt und damit 37 mehr als noch im Vorjahr. Volker Schmidt: "Allein 22 dieser Fälle sind auf einen einzigen Mann zurückzuführen, der des mehrfachen sexuellen Missbrauchs angezeigt worden ist." Der Mann soll an einer Schule außerhalb des Kreises gearbeitet haben, die Staatsanwaltschaft ermittelt, weitere Details verrät die Polizei aufgrund der laufenden Ermittlungen noch nicht.
Daneben gibt es auch Positives zu verzeichnen: Diebstahlsdelikte - sie zählen zum häufigsten Delikt im Kreis - sind um 18 Prozent gesunken, die Straßenkriminalität konnte ebenso wie Sachbeschädigungen an Fahrzeugen um 6,7 Prozent reduziert werden, Wohnungseinbrüche um 13 Prozent. Fünf Mal kam es zum Handtaschenraub, sieben Mal zum Wohnungsdiebstahl. Von diesen Zahlen kann manch anderer Landkreis nur träumen.
Dass die Zahl der Drogendelikte gestiegen ist, ist für die Polizei ebenfalls ein positives Zeichen: "Das ist als Ermittlungserfolg zu werten. Je aktiver die Polizei ist, desto mehr Delikte werden aufgedeckt. Denn gerade im Drogenmilieu werden kaum Fälle an uns herangetragen. Der Drogenkonsument zeigt ja nicht seinen Dealer an", erklärt Polizeidirektor Klaus Noske.
Ebenfalls positiv gewertet: Die Anzeigen aufgrund von häuslicher Gewalt sind deutlich angestiegen. 126 Strafanzeigen wurden im vergangenen Jahr gestellt. 82 Mal wurden Wohnungsverweise und Rückkehrverbote erteilt. Klaus Noske: "Für uns ist das ein Zeichen dafür, dass Aufklärungskampagnen fruchten. Auch ausländische Frauen wenden sich jetzt öfter Hilfe suchend an die Polizei."