Lesung: Öffentlich durch die Ehekrise
Eva-Maria und Wolfram Zurhorst lasen auf Einladung der VHS aus ihren Bestsellern.
Sprockhövel. Wenn er eine andere und sie schon lange die Nase voll hat, ist guter Rat teuer und wird gerne in gedruckten Ratgebern gesucht. Zum Rettungsanker der Verzweifelten avancierte Eva-Maria Zurhorst mit ihrer Bestseller-Formel: "Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest." Inzwischen sitzt Ehemann Wolfram als geläuterter Partner mit im zweiten erfolgreichen Buch-Boot.
Rund 250 Zuschauer fanden sich in der Sparkasse Niedersprockhövel ein, um den Zurhorsts bei dem zu lauschen, was man eine Therapie-Lesung nennen könnte. Wer ihren Weg gehe, so beschwor Eva-Maria eingangs, werde seltsame Erfahrungen machen und von anderen womöglich für verrückt gehalten.
Nach wohldosierter Lesung aus beiden Büchern, die eher Neugier weckte als Ansätze preisgab, hakte das Publikum bei jener Einleitung nach: Was denn so Seltsames zu erwarten sei. Zur Antwort offenbarte Eva-Maria Zurhorst, welche rollenspezifischen Erwartungen ihre Mutter an sie stelle, mit welcher Schmähung sie jetzt bedacht werde, da ihre Lösung nicht den mütterlichen Empfehlungen folge.
Die Nabelschau warf ein Licht darauf, warum Zurhorst vieles aus christlicher Sicht betrachtet. Eine Frage aus dem Publikum knüpfte auch dort an: "Wenn ich meinen Nächsten lieben soll wie mich selbst, muss ich doch auch mich selbst lieben. Wie konnte das in Vergessenheit geraten?"
So sahen sich die Autoren in der Pflicht, auch tief nach dem Lebenssinn zu schürfen und fanden sich schließlich vor einem handfesten Ehedrama. Eine Dame hatte die letzten fünf Ehejahre mit vermeintlichem Erfolg nach der Zurhorst-Fibel gelebt, nur um nun vor noch größerem Chaos zu stehen: Der Mann war all die Jahre fremd gegangen.
Mit dem Fallbeispiel war zur öffentlichen Therapie aufgerufen, ein fragwürdiges Unterfangen, da sich in wenigen Minuten keine Psyche erhellt. Dennoch: Zwei Stunden Zurhorst statt Fernsehen sind auch ein Stück gelebter Partnerschaft.