Neues Zuhause in alter Zeche
Draußen ist noch Baustelle, doch der erste Eigentümer hat seine neue Wohnung in dem markanten Industriebau schon bezogen.
<strong>Niedersprockhövel. Die großen Fenster im Industriedesign waren das Erste, was Jon Bright und seiner Frau Sylke auffiel, als sie vor etwa zwei Jahren an der Hattinger Straße an dem ehemaligen Zechenkomplex von Alte Haase vorbeigefahren waren. "Wir hatten schon länger nach etwas Außergewöhnlichem, aber für uns auch Bezahlbarem gesucht und gleich gedacht, das könnte etwas für uns sein", berichtet der Programmierer, der gleich nebenan in einer Softwarefirma im nicht denkmalgeschützten Teil von Alte Haase arbeitet, stolz darauf, was sich daraus entwickelt hat. Das junge Ehepaar ist das erste, das sein Loft in dem verklinkerten Industriegebäude gleich neben Sprockhövels Wahrzeichen, dem Malakowturm, bezogen hat. Während draußen noch überall wüste Baustelle ist und scheinbar im Schneckentempo an der Fertigstellung der weiteren sechs Lofts gearbeitet wird, breitet sich innen eine Kulisse aus, die in jedes Lifestylemagazin passen würde. Jetzt sitzt Jon Bright am Esstisch vor dem so geliebten großen Sprossenfenster und blickt wechselweise auf die bewaldeten Hügel draußen und die unverkleidete weiße Betondecke in fünf Metern Höhe über ihm.
"Wir lieben diese Art Industriegebäude mit hohen Räumen und sichtbarem Beton", sagt der 29-Jährige und deutet auf die Lamellen, die noch die einstige Deckenverschalung erkennen lassen. In dem offenen Raum ist auch ihre alte Küche untergebracht, die von drei Seiten lediglich bis Brusthöhe abgemauert ist und so speziell wirkt.
Auf einer Galerie hat Bright sein Arbeitszimmer eingerichtet, von dort geht es über die Treppe mit schlichtem grau gestrichenen Stahlrohgeländer weiter in den nächsten eigenwilligen "Wohntraum" unter dem Dach. Dort liegt das riesige Schlafzimmer der Eheleute mit dem Bett direkt unter dem riesigen Dachfenster, das einst die Firma Auroflex einbauen ließ, als hier noch keine Denkmalschutz-Beschränkungen galten.
Jon Bright und seine Frau hatten auf einen Einzug noch vor Weihnachten gedrängt, weil die Consulterin im neuen Jahr eine neue Stelle angetreten hat und nun die Woche über unterwegs ist. "Ich wollte den Umzug nicht allein machen, glücklicherweise hat der Bauträger dann auch Tempo gemacht", sagt Jon Bright.
Dass unmittelbar hinter seiner kleinen Terrasse auf dem Hof noch ein großer Putzmischer steht, stört ihn derzeit nicht. Nur für eine Zigarettenlänge geht er ab und zu vor die Tür. "Es ist ja noch kalt und ich wusste ja auch, dass ich hier noch mit Baubetrieb rechnen muss", meint er, vorläufig gelassen. "Im Frühjahr", antwortet Bauträger Schulte auf die Frage, wann die Nächsten einziehen werden.
Chronik Im September 2004 kaufte der Hattinger Apotheker Vinh Voo Hu den ehemaligen Zechenkomplex, der später die Fensterfirma Auroflex beherbergte und nach deren Konkurs jahrelang leer stand.
Konzepte Das Konzept einer Gesamtvermarktung für ein Senioren- und Gesundheitszentrum zerschlug sich schnell. Als Erstes wurden im BauteilA Firmenbüros eingerichtet. Sie sind inzwischen alle vermietet. Die Flügelgebäude des Malakowturms und die Maschinenhalle wurden inzwischen unter Denkmalschutz gestellt.
Bauteil B verkaufte Voo Hu an einen Wittener Bauunternehmer, der dort derzeit die Loftwohnungen einbaut.
Malakowturm Den Malakowturm wollte Voo Hu zuletzt für sich selbst behalten. Für das rechte Flügelgebäude gibt es laut Immobilienmaklerin Brigitte Osselmann eine sehr konkrete Anfrage als Wohnung und Praxis. Der Notarvertrag sei unterschriftsreif.
Maschinenhalle Übergangsweise sollen in der Maschinenhalle demnächst erste Kunstausstellungen stattfinden. Die spätere Nutzung sei noch nicht klar. "Aber die Sprockhöveler sollen sehen, was sie dort für ein Schätzchen haben."