Nachsitzen für das Abitur
Die Zahl an Gesamtschule und Gymnasium Gevelsberg liegt etwa auf Vorjahreshöhe. Abweichungen zur Vornote gibt es vor allem in Mathe.
Haßlinghausen/Gevelsberg. Drei Wochen nach den letzten Abiturklausuren muss ein Teil der Abiturienten an der Gesamtschule Haßlinghausen und am Gymnasium Gevelsberg wieder büffeln. In der kommenden Woche beginnen die Nachprüfungen. Nach der Korrektur aller Klausuren steht seit Freitag fest: Etwas über 50 Nachprüfungen ergeben sich für die 60Abiturkandidaten an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule, gut 20 für die 80 am Gymnasium Gevelsberg.
Das liegt etwa im Rahmen des vergangenen Jahres, als das Zentralabitur in NRW eingeführt wurde, heißt es von beiden Schulen. Während dabei die Zahl der sogenannten Existenzprüfungen (noch nicht die erforderliche Gesamtpunktzahl im Abitur erreicht) sogar abgenommen habe (Gymnasium fünf) sei allerdings bei den Abweichungsprüfungen eine leichte Tendenz nach oben zu verzeichnen. Abweichprüfungen werden angesetzt, wenn Abiturprüfungs-Ergebnis und Vornote um vier Punkte differieren.
Ins Gerede gekommen war allgemein die zentrale Matheklausur, in der unter anderem ein Oktaeder zu berechnen war, was vielfach als zu schwer empfunden wurde. Klagen gab es auch über die Bioklausur. Zu viel Material, zu wenig Zeit, hieß es. "Ich kann diese Probleme im Wesentlichen bestätigten", sagt Jürgen Hein, Rektor in Gevelsberg. "In Mathematik scheint das allerdings eher ebenfalls ein Zeitproblem gewesen zu sein, wie unsere Schüler berichteten".
Tatsächlich seien in Mathe die Zahlen der Abweichprüfungen deutlich erhöht. "Es sind mehr als zehn bei 37 Schülern im Grundkurs und 20 im Leistungskurs", beziffert er das, nennt die Zahlen aber insgesamt nicht ungewöhnlich.
"Es ist aber nicht nur Mathe", berichtet Christoph Uessem, Oberstufenleiter an der Gesamtschule in Haßlinghausen. Abweichungsprüfungen in ähnlicher Höhe gebe es an seiner Schule auch in einigen anderen Fächern. "Sowohl in Deutsch als auch in Sozialwissenschaften entsprach die Aufgabenstellung nicht immer dem Anforderungsprofil", bemängelte er. Das sei im ersten Jahr des Zentral-Abis ähnlich gewesen. Unsicherheit habe auch geherrscht, wie sehr Rechtschreibung gegenüber dem Inhalt zu bewerten sei. Das habe mehrfach zu größerer Abweichung zwischen Erst- und Zweitkorrektur geführt, so dass eine dritte von "außerhalb" notwendig wurde.
Insgesamt habe sich das Zentralabitur aber gut eingespielt. Uessem: "Die Kollegen wussten nach dem ersten Jahr, was auf sie zukommt und konnten auch die Schüler besser darauf vorbereiten." Das sieht Jürgen Hein ähnlich, nennt aber trotzdem einenKritikpunkt: "Weil die Schulen keine Möglichkeiten mehr haben, selbst inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und Inhalte nur noch auf ihre Relevanz für die Prüfung abgekopft werden, wird das auf Dauer zu einer inhaltlichen Verarmung führen", befürchtet er. Ähnliche Erfahrungen habe man in Frankreich bereits gemacht.