Notdienst: Retter zu oft zu langsam

In Sprockhövel erfüllt der Kreis nicht sein selbst gesetztes Schutzziel. Es dauert länger als in Nachbarstädten, bis Hilfe da ist.

<span style="font-weight: bold;">Sprockhövel. Mehr als eine halbe Stunde musste eine ältere Sprockhövelerin am 21.Juli 2007 an der Hauptstraße auf den Rettungswagen warten, nachdem sie von einem Auto angefahren und verletzt worden war. Ein Einzelfall, der nichts mit der generellen Güte des Rettungsdienstes zu tun habe, sondern durch menschliches Versagen zu Stande gekommen sei, entschuldigten sich die zuständige Feuerwehr Hattingen und der Kreis als Träger des Rettungsdienstes bei Ralf Fleischer, dem Enkel der alten Dame. Die Rettungswagenbesatzung hatte eine alte Alarmdepesche mitgenommen und war zunächst zu einem falschen Ort gefahren.

"Die Rettungsdienst-Situation stellt uns derzeit selbst nicht zufrieden."

Michael Schäfer Fachbereichtsleiter Ordnung und Verkehr beim Kreis

Eine Auswertung für einzelne Ortsteile sei leider logistisch nicht zu leisten. Schäfer betont, dass zu einer Verunsicherung der Bevölkerung kein Anlass bestehe. 14Minuten ab Eingang des Notrufes sei Hilfe in 90 Prozent der Fälle vor Ort. "Aber wenn wir uns schon ein Schutzziel gesetzt haben, dann wollen wir das auch erreichen und gehen die Sache jetzt an”, sagt er ebenso deutlich.

Er werde den gemeinsamen Gutachter von Kreis und Krankenkassen einschalten, um die Situation zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu machen. So könnte auch die in den vergangenen Jahren immer wieder aufflammende Diskussion über eine eigene Rettungswache für Sprockhövel (das DRK hatte Interesse angemeldet) wieder aufs Tapet kommen.

Der Gutachter, der ebenfalls den Krankenkassen verpflichtet ist, hatte in den Vorjahren immer wieder betont, die Rettungsdienstversorgung Sprockhövels aus den Nachbarstädten funktioniere. Fakt ist allerdings, dass sie offenbar schlechter ist, als anderswo. Der Erfüllungsgrad des Schutzziels im Ennepe-Ruhr-Kreis insgesamt lag im Jahr 2007 bei 89,61 Prozent.

"Der Rettungsdienst war immer ein Thema hier, das ist aber das erste Mal in 20 Jahren, dass ich so klare Worte höre”, sagte Ausschussmitglied Rita Gehner. "Das bestätigt doch die Beschwerden, die immer wieder aus der Bevölkerung kamen.” So berichtet Ralf Fleischer, er habe mehrfach Wendemanöver des Rettungsdienstes auf der Hauptstraße beobachtet, die auf mangelnde Ortskenntnis der Besatzungen schließen lasse.

Rettungsdienstgesetz DasRettungsdienstgesetz NRW gibt lediglich vor, dass die jeweiligen Trägerdes Rettungdienstes eine "bedarfsgerechte und flächendeckendeVersorgung der Bevölkerung mit Notfallversorgung" sicherstellen müssen.

Schutzziel Der Kreis als hiesiger Träger des Rettungsdienstesorientiert sich bei seinem selbst gegebenen Schutzziel an derEmpfehlung des Gesundheitsministeriums. Die lautet: In innerstädtischenGebieten muss in 90 Prozent aller Fälle innerhalb von acht Minuten daserste Rettungsmittel (Rettungswagen oder Notarzt) vor Ort sein, inländlichen Gebieten innerhalb von zwölf Minuten. Sprockhövel wurdekomplett als ländliche Region festgesetzt.

Änderungen beim Rettungsdienst müssen die Krankenkassenmittragen, denn sie zahlen dafür. Der Kreis hat sich mit den Kassen aufeinen gemeinsamen Gutachter geeinigt, der bei Nichterreichung desSchutzziels Ursachen untersuchen und Verbesserungsvorschläge machensoll.

Rettungswagen 11 Rettungswagen und vier Notarztwagen sind imEnnepe-Ruhr-Kreis stationiert. Sprockhövel wird von den Notarztwagen amHelions-Krankenhaus-Schwelm und am evangelischen Krankenhaus hattingen,bei Bedarf auch aus Wuppertal bedient.