Seelendoktor beim Afrika-Cup
Dr. Joachim Schubert, der auch in Sprockhövel praktiziert, ist in Angola als Team-Arzt von Algerien dabei. Auch er sorgt sich um die Sicherheit.
Sprockhövel/Luanda. In Sprockhövel behandelt Dr. Joachim Schubert im Privaten Praxiszentrum an der Hauptstraße Sportverletzungen und Schädigungen des Bewegungsapparats. Als Teamarzt der Fußball-Nationalmannschaft von Algerien ist der 56-Jährige derzeit auch als Seelendoktor gefragt. Die Geschehnisse beim Afrika-Cup in Angola, insbesondere nach dem blutigen Anschlag auf die Mannschaftsbus von Togo in der Rebellenprovinz Cabinda, erlebt er intensiv mit.
"Das war auch für uns ein Schock und wird von den Spielern heftig diskutiert", sagte Schubert am Telefon der WZ. Nach Hause zu fahren komme für alle nicht infrage, aber die schlappen Sicherheitsvorkehrungen seien in allen Gesprächen das Thema. "Man fragt sich schon, ob es richtig war, den Afrika-Cup hierhin zu vergeben", meint Schubert angesichts in der Hauptstadt Luanda kaum wahrnehmbaren Schutzes und fehlender Fußballbegeisterung. So patrouilliert vor dem Hotel der Mannschaft immer noch nur ein einziger Polizist. Bei der Ankunft am Flughafen standen die Spieler mit allen anderen Passagieren am Gepäckband.
"Vor zwei Jahren in Ghana gab es selbstverständlich einen eigenen Terminal für die Spieler, ganz zu schweigen von den Sicherheitsbedingungen bei der WM in Deutschland", berichtet Schubert. Die Meisterschaften erlebte er als Teamarzt von Togo (2006) und Kamerun (2008) mit. "Als ich die Bilder nach dem Anschlag auf den Togo-Bus im Fernsehen gesehen habe, war ich sehr betroffen, viele der Spieler kenne ich ja noch persönlich.
Eine kritische Situation hatte Schubert auch bereits mit Algerien zu überstehen. Das Team hatte er auf Vermittlung seines Patienten, des Bochumer Bundesligaspielers Anthar Yahia, im Hinblick auf Afrika-Cup und WM 2010 übernommen. Vor dem Qualifikationsspiel gegen Ägypten in Kairo Mitte November wurde der Mannschaftsbus mit Steinen beworfen, zwei Spieler musste er mit Kopfverletzungen nähen. Das Spiel geriet anschließend zum Spießrutenlauf gegen ein aufgebrachtes Publikum. Schubert: "Vielleicht sind wir deshalb etwas abgehärtet."
Doch auch wenn sich Schubert in der seit Jahren nicht mehr von Rebellenübergriffen betroffenen Hauptstadt Luanda einigermaßen sicher fühlt, bleibt ein Unbehagen: "Ich hoffe, wir werden Gruppenerster oder scheiden aus." Der zweite Platz in der Gruppe würde nämlich bedeuten, Algerien müsste sein Achtelfinale ausgerechnet in Cabinda spielen. "Die Angolaner können sich zwar nicht leisten, dass da noch etwas passiert, aber trotzdem hat keiner Lust, in diese Unruheprovinz zu fahren."
Vor der WM in Südafrika hat Schubert übrigens keine ähnlichen Bedenken. "Da wird alles viel sicherer ablaufen, darauf wird schon die Fifa achten."