Sonnenschein im Kaiserwagen
August Sonnenschein aus Sprockhövel war 15 Jahre lang Fahrer der Schwebebahn. Jetzt spendierte er den Mitbewohnern im Altenheim eine Wuppertal-Tour.
Niedersprockhövel. Das nennt man eine Punktlandung. „Wir machen heute eine Fahrt mit dem Kaiserwagen — bei Kaiserwetter“, sagt August Sonnenschein. Und er strahlt, seinem Nachnamen alle Ehre machend, in der Schwebebahnstation in Vohwinkel über das ganze Gesicht: Zu seinem 90. Geburtstag hat der Sprockhöveler für Verwandte, Freunde und Mitbewohner des Matthias-Claudius-Hauses 63 Plätze im Kaiserwagen reserviert.
Aus gutem Grund: August Sonnenschein war von 1969 bis 1984 bei den Wuppertaler Stadtwerken als Schwebebahnfahrer im Einsatz. Und hat sich die Liebe zum Wahrzeichen bis heute bewahrt.
So macht sich die bunt gemischte Reisegruppe am Montagnachmittag auf mehrere Autos und Transporter verteilt vom Perthesring aus auf den Weg nach Wuppertal. Mit von der Partie ist auch der sechs Monate alte Janos. „Seine erste Schwebebahnfahrt — und dann auch noch mit dem Kaiserwagen“, schmunzelt Heimleiterin Andrea Flessa.
„Wir lassen uns jetzt mal überraschen“, sagt Manfred Jacob, der mit seiner Frau Marianne angereist ist. Sie wohnt seit einigen Jahren im Matthias-Claudius-Haus und freut sich ebenfalls über den Ausflug. Der wird von Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern unterstützt, denn es müssen auch Rollstühle und Rollatoren bewegt werden.
In historischer Montur erwartet Kaiserwagenfahrer Detlef Peukert mit seinen Kollegen die Sprockhöveler. Natürlich wird mit August Sonnenschein — unter Freunden nur „Eu“ genannt — gefachsimpelt, was die Schwebebahn-Tour zwischen von Vohwinkel nach Oberbarmen und zurück hergibt.
Bei Kaffee und Sahnetorte lassen es sich die MCHler gut gehen — und ihre Blicke vom Kaiserwagen aus durchs Wuppertal schweifen. Für Margret Jeuck, die in eleganter Robe die etwas andere Stadtführung moderiert, gibt es immer wieder Applaus: Wer weiß denn schon, dass für das Elefantenkind „Tuffi“ vor dem legendären Sprung in die Wupper vor 64 Jahren gleich fünf Fahrkarten gelöst wurden? Und dass es in der Wupper — einst bunt verfärbt vom Abwasser der Textilindustrie — wieder 31 Fischarten gibt? „Das war schön“, heißt es vor der Heimfahrt nach Sprockhövel. Dem Sonnenschein sei dank.