Reiten Ferien mit Pferden lassen den Alltag vergessen

Sprockhövel · Auf dem Carlinenhof in Sprockhövel lernen Kinder in den Schulferien den Umgang mit den sensiblen Tieren.

Nicole Menger-Goltz erklärt den Teilnehmern, worauf sie beim Reiten achten müssen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Auf dem Reitplatz des Carlinenhofs in Sprockhövel versucht ein Kind auf einem Pony Slalom um eine Reihe von Verkehrshütchen zu reiten. Im Gemeinschaftsraum wird währenddessen gebastelt. Wieder andere Kinder versuchen die Quizfrage zu beantworten, wie das Pferd mit der Blesse heißt. Zurzeit sind integrative Reitferien auf dem Carlinenhof, der sich die Förderung von Kindern und Jugendlichen zum Ziel gesetzt hat.

„Das Ziel ist nicht, die Kinder bis zum Turnierreiten zu bringen, sondern gemeinsam mit dem Pferd zu wachsen und Stärken und Schwächen kennenzulernen“, erklärt Reitpädagogin Nicole Menger-Goltz. Ihr gehört der Hof. Im Vordergrund stehen vor allem der reformpädagogische Ansatz nach dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ und die Arbeit mit gehandicapten Kindern. Außer den Reitferien, die jeweils eine Woche gehen, bietet Menger-Goltz auch Projektwochen an Schulen und anderen Institutionen an und leitet diverse reitpädagogische Kurse, wie Mutter-Kind- oder Mutmacher-Kurse. Auch mit dem Frauenhaus kooperiert sie. „Für mich ist nicht wichtig, was vorher war, sondern was hier gemacht wird. Mich interessiert, wie wir hier gemeinsam mit den Tieren einen Weg finden“, sagt Menger-Goltz. In der Reitpädagogik achtet sie vor allem darauf, viel im Gelände unterwegs zu sein: „Viele sind nicht so mobil. Sie werden von den Pferden einfach durch die Natur getragen.“

Die Reitferien finden auch in den Oster- und Herbstferien statt, nur im Winter nicht. Jeden Tag gibt es verschiedene Themen, wie einen Ausreittag. „Die Kinder lernen den Umgang mit dem Pferd und dessen Bedürfnisse kennen“, erklärt die Pädagogin.

Die Kinder werden Lehrer für andere Teilnehmer

Es finge damit an, das Pferd kennenzulernen, zu lernen, wie man es richtig führt und pflegt und was die Körpersprache zu bedeuten hat. Die Kinder haben die Chance, Dinge auszuprobieren und in einem überschaubaren Rahmen selbst mitzubestimmen. „Die Kinder helfen sich gegenseitig und können Lehrer für andere Kinder sein“, so Menger-Goltz. Viele würden dabei vom Fußgänger zum Reiter werden. Sie helfen bei den täglichen Hofarbeiten, fegen oder misten den Stall aus.

Den Umgang mit den Tieren erlernen die Kinder an 16 Islandpferden, die im Offenstall untergebracht sind. „Islandpferde sind von vornherein ruhig und erfüllen das Kindchenschema. Dennoch sind es wache, intelligente und spritzige Pferde“, sagt die Reitpädagogin. Die Tiere durchlaufen eine facettenreiche Ausbildung, ähnlich der eines Polizeipferdes.

Eigentlich ist Nicole Menger-Goltz gelernte Schauspielerin und hat schon theaterpädagogisch gearbeitet. Parallel dazu hat sie sich mit den Pferden weitergebildet. „Es macht mich glücklich, morgens mit einem Kaffee rauszukommen, meine Pferde zu sehen, mit gehandicapten Menschen zu arbeiten und mit ihnen eine eigene Bühne zu bilden“, erklärt sie. Das Besondere am Carlinenhof sei die Begegnung mit Mensch und Tier. „Jeder kann hier Zeit und Raum bekommen. Die Kinder lernen, dass anders sein etwas Gutes sein kann“, fasst Menger-Goltz zusammen.

In den zurzeit laufenden Reitferien lernen elf Kinder den Hof kennen, davon sind sogar mehr Jungs als Mädchen, wie Menger-Goltz betont. Moritz und Henry (beide 10) sind schon viele Jahre mit dabei. „Schön sind die Reitcamps, da übernachten wir im Heu“, sagt Henry. Er verrät, dass sie manchmal auch zur Eisdiele reiten würden. Moritz findet die Ausritte zum Bach toll: „Da gibt es eine schöne Trabstrecke“, sagt er. Sie haben die Pferde schon gut kennengelernt und wissen, wie welches Tier tickt. Seit Anfang des Jahres ist der Carlinenhof ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der auch Sozialplätze für finanziell schwächere Familien anbietet.