Telefonzelle wird zur Bücherzelle
Bücher zum Tauschen, Leihen, Spenden.
Herzkamp. Schwer geht die Tür auf, fällt direkt wieder zu und lässt den Krach der Autos verstummen. Obwohl alle Seiten des kleinen Raums gläsern sind, kann in eine andere Welt eingetaucht werden. In die Welt des Buches.
Seit fast vier Wochen steht an der Elberfelder Straße eine alte Telefonzelle. Aber mit Zweckentfremdung. Statt zu telefonieren, können dort Bücher getauscht, geliehen und verschenkt werden. Das Herzkamper Bücherhäuschen verbindet die Bewohner im Dorf. Ob Alt oder Jung, jeder kommt hier auf seine Kosten und findet etwas zum Schmökern.
„Es ist ein Dorftreffpunkt, verbindet Generationen und regt zur Kommunikation an“, sagt Stefanie Bredt. Sie kümmert sich mit Literaturwissenschaftlerin Nikola Schulze um das kleine Schätzchen an der Elberfelder Straße.
Jeden Tag räumen sie die rote Zelle auf, kontrollieren die neu eingestellten Bücher und füllen dann und wann auch schon mal die Regalfächer auf. „Hier kann jeder kommen und gehen, wie er möchte“, erklärt Nikola Schulze die Idee. „Man kann die Bücher nach dem Lesen zurückbringen, behalten, weiterverleihen oder vielleicht auch ein anderes Buch reinstellen.“ Eine ganz ungezwungene Sache also.
Schon nach den ersten Wochen können die beiden Frauen einen regen Betrieb am Häuschen feststellen. „Es halten hier sogar manchmal Autos mit Wuppertaler Kennzeichen“, sagt Stefanie Bredt stolz. „Romane und Krimis gehen am besten.“ Sogar Hörbücher und Magazine haben schon ihre Nutzer gewechselt.
Schon im letzten Jahr hatte Stephanie Bredt die Idee der Bücherzelle. Ein Vorbild war der öffentliche Bücherschrank auf dem Laurentiusplatz in Wuppertal. Die Bürgergemeinschaft kümmerte sich mit vielen ehrenamtlichen Helfern um die Realisierung der Idee.
Abgeholt wurde die alte Telefonzelle in Münster. Die Elektrik musste ausgebaut, Scheiben eingesetzt und ein Regal geschreinert werden. Zum Schluss wurde der Zelle noch ein frischer roter Anstrich verpasst, damit sie auf dem Parkplatz der Gaststätte „Zur Alten Post“ auch direkt ins Auge sticht.
Die Bücherzelle ist nun ein Ort für alle Bürger. Ob aus Herzkamp oder nicht — Hauptsache, sie halten das Buch in Ehren. Nikola Schulze: „Wir wollen hier keinen Leihbuchcharakter erzeugen. Die Bücher sind alle gespendet und gehören auch allen.“