Umwelt: Gift aus dem Strommast

Bleihaltige Farbe von Strommasten hat sich im Boden über Jahrzehnte angereichert. Handeln Netzbetreiber zu zögerlich?

Sprockhövel/Ennepe-Ruhr. An einem Strommast in Sprockhövel wurden erhöhte Bleiwerte im Boden gemessen. Kein Einzelfall. Bei Untersuchungen im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis wurde an vier weiteren Masten eine erhöhte Belastung des giftigen Schwermetalls im Boden gemessen.

Während an einem Mast an der Haßlinghauser Straße in Schwelm sowie an einem in Hattingen unmittelbar mit dem Bodenaustausch begonnen werden soll, ist noch unklar, wie bei den übrigen drei Masten verfahren wird.

Hintergrund: Vorwiegend in den 1960er-Jahren wurde bleihaltige Farbe für den Anstrich der Masten verwendet. Er sollte das Metall vor Rost schützen. Dabei sickerte jedoch immer wieder Farbe in den Boden und reicherte sich dort an. Ein Bundesweites Phänomen, woraufhin die RWE-Tochter Rheinisch-Westfälische Netz AG und Amprion in Absprache mit der unteren Bodenbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises Messungen unter den wahrscheinlich betroffenen Masten vornahmen.

Insgesamt 16 Masten wurden überprüft. Fünf fielen durchs Raster, das heißt der Boden an den Fundamenten wies mehr als die zulässigen Konzentration von 200 Milligramm Blei pro Kilogramm Erde auf. In Sprockhövel betroffen ist ein Mast der Transportleitung von Hattingen nach Herdecke, an der Bochumer Straße 127.

"Wir sind noch in Gesprächen mit dem Grundeigentümer. Da der Sprockhöveler Mast aber auf einem Gartengrundstück liegt, sehen wir keine direkte Gefährdung", sagte Amprion-Sprecher Andreas Preuß. Ob kurzfristig Maßnahmen ergriffen werden oder ob gewartet wird, bis die gesamte Transportleitung in fünf Jahren sowieso ersatzlos abgebaut wird, stehe noch nicht fest.

An der zweiten Hochspannungstrasse in Sprockhövel (Hattingen-Schwelm), sei unter den fünf Masten keine erhöhte Belastung festgestellt worden, so Preuß. Ausgewählt worden seien diese nach dem Gefährdungspotential, das heißt ob etwa Kindergärten in der Nähe seien.