Warnstreik in Haßlinghausen
Am Dienstagfrüh traten 50 Mitarbeiter von Rathaus und Bauhof in den Ausstand. Der Effekt war gering – doch Verdi kündigt weitere Aktionen noch in dieser Woche an.
Haßlinghausen. Verwaist wirkt das Rathaus in Haßlinghausen um halb neun an diesem nebligen Morgen. Die Schiebetüren des Bürgerbüros sind geschlossen, wo sonst Pässe und Meldebescheinigungen ausgestellt werden, herrscht gähnende Leere. Es ist Warnstreik im Kreis - 50 Mitarbeiter aus dem Rathaus und vom Bauhof haben sich auf der Rathaustreppe versammelt. In dicken Jacken, mit heißem Kaffee und kämpferischen Parolen trotzen sie der feuchten Kälte.
Acht Prozent mehr Geld beziehungsweise mindestens 200 Euro Aufschlag im Monat für die unteren Lohngruppen, Angleichen der Ost- an die Westbezüge, keine Arbeitszeitverlängerung, Übernahme der Azubis - routiniert spult Michael Bergediek, Sozialarbeiter bei der Stadt und Verdi-Mann, die Ziele seiner Gewerkschaft herunter. "Warum sollen wir uns zurückhalten, während die Zumwinkels Millionen nach Liechtenstein schaffen?" - der jüngste Steuerskandal ist Wasser auf die Mühlen der Arbeitskämpfer. Aber kann Sprockhövel sich acht Prozent mehr für seine Mitarbeiter leisten? "Klar", meint Bergediek. "Die Gebühren steigen sowieso jedes Jahr - ob wir was davon haben oder nicht."
Ohnehin, sagt eine 28-jährige Kollegin, die ihren Namen nicht nennen möchte, stehe Sprockhövel finanziell im Vergleich zu anderen Städten des Kreises gut da. Die Frau muss es wissen, arbeitet sie doch in der Finanzbuchhaltung der Stadt. "Trotzdem werden hier keine Azubis mehr übernommen. Und wenn wir jetzt noch unsere Arbeitszeit verlängern sollen, wie die Arbeitgeber das fordern, kostet das noch mehr Jobs."
Ein 51-jähriger Angestellter des Bauhofs hofft vor allem auf die 200 Euro festen Gehaltsaufschlag: "Das können gerade die Arbeiter hier gut gebrauchen - bei prozentualen Steigerungen kriegen ja immer die mehr, die ohnehin viel verdienen." Dabei sei sein Gehalt von gut 2000 Euro brutto seit Jahren nicht mehr gestiegen.
Entgegen vorheriger Ankündigung streikten die städtischen Angestellten am Dienstag nur bis zirka 9.30 Uhr. Außer Bauhof und Rathaus waren keine Dienststellen betroffen - und dort hielt sich der Publikumsverkehr während des Streiks sehr in Grenzen.